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Menschen in unserer Stadt
Karin Traue
Drachenfliegerin

»Es gibt nichts Schöneres als das Fliegen.« Da ist sich Karin Traue sicher. Denn während die meisten Menschen nie in den Genuss kommen, vom Boden abzuheben und durch die Luft zu gleiten, kennt sie dieses Gefühl bestens. Vor 22 Jahren entdeckte sie das Drachenfliegen für sich und verbringt seitdem fast jede freie Minute an der Drachenfliegerrampe an der Porta.
Dabei sind ihr die Außentemperaturen egal: »Sommer oder Winter - Hauptsache ist, ein nicht zu starker Südwind. Wenn es kalt ist, fliege ich mit Schneeanzug. Aber wenn der Wind nicht stimmt, geht es gar nicht«, erklärt Karin Traue. Oft ist aber vielmehr die Zeit ein Problem: »Normalerweise braucht man ein ganzes Wochenende, damit es sich lohnt, ausgiebig Drachen zu fliegen, aber beruflich fehlt mir oft die Zeit«, bedauert sie.
Mit dem Elektrotechnikgeschäft der Eltern sei sie groß geworden und führe es seit 1998 gemeinsam mit ihrem Bruder weiter. Seit 1984 ist sie inzwischen Mitglied im Delta-Club Wiehengebirge. »Zum Drachenfliegen benötigt man einen Ausbildungsschein, den habe ich dort absolviert«, erklärt die 52-Jährige. Neben theoretischem Wissen über Flugrecht, Luftrecht und Wetterkunde wurde sie auch praktisch geprüft.
An ihre Anfänge in der Luft erinnert sie sich nur zu gut: »Zuerst muss man sich mit dem Schirm vertraut machen: Laufübungen und Tragübungen sind schwierig, wenn man nie vorher einen Drachen geführt hat.« Danach durfte Karin Traue am Übungshang die ersten Flugversuche machen. Gefährlich sei es aber nicht, denn an dem 35-Meter Hang seien nur geringe Höhen von bis zu zehn Metern möglich, und außerdem werde man zu Beginn noch per Funk vom Trainer begleitet. Dann folgten zehn Höhenflüge und eine praktische Prüfung. »Im Stehen zu landen ist das Schwierigste an der Prüfung«, erklärt Karin Traue.
Geflogen ist sie inzwischen nicht nur in Deutschland. Auch Österreich und Frankreich hat sie von oben gesehen: »In Hermagor in Österreich bin ich einmal mit mehreren erfahrenen Fliegern geflogen, habe die besten Aufwinde mitgenommen und bin bis auf 2000 Meter geflogen, während die erfahrenen Piloten schon wieder gelandet waren.«Sarah Niemeier

Artikel vom 09.05.2006