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Auf Projektsuche in Tansania

Zwei Frauen aus dem Bad Oeynhausener Krankenhaus wollen in Ostafrika helfen

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Andere legen sich im Sommerurlaub auf die faule Haut. Susanne Hoppe und Claudia Lauen suchen sich Arbeit - auf einem anderen Kontinent. Die beiden Beschäftigten des Bad Oeynhausener Zweckverbandskrankenhauses wollen für den Afrikahilfeverein »Mlango« nach passenden Projekten in Tansania Ausschau halten.

Assistenzärztin Dr. Susanne Hoppe (28) weiß, was sie erwartet. Sie war vor vier Jahren schon einmal für zehn Wochen in Tansania, einem der ärmsten Länder der Erde. In Bad Oeynhausen arbeitet die Mindenerin seit September 2004, auf Station elf, der Gastroenterologie. In Ostafrika steht sie allem offen: »Straßenkinderprojekte, Aidshilfe, Unterstützung von Waisenhäusern - es geht darum, etwas zu finden, was wir auch mit bescheidenen Mitteln richtig voran bringen können«, sagt sie.
Für Krankenschwester Claudia Lauen (52) ist der schwarze Kontinent Neuland. Die Dehmerin arbeitet in der Endoskopie des Oeynhausener Krankenhauses. Sie sagt, ihr Antrieb sei es, vom eigenen Glück etwas abzugeben. »Es geht uns hier unvorstellbar gut. Dort hingegen gibt es sie überall, diese unvorstellbar traurigen Augen.«
Im Rücken haben die beiden den etwa 15 Mitglieder starken Verein »Mlango«, der unter anderem vom Eidinghausener Frauenarzt Dr. Ralf-Eckhard Binder und Karl-Peter Hellfritz aus dem städtischen Kulturamt unterstützt wird (WESTFALEN-BLATT vom 19. Januar). Dieser ortsübergreifende Verein, dessen Kisuaheli-Name »Tür« bedeutet, ist bislang vor allem in der Republik Malawi aktiv, einem Nachbarsstaat Tansanias. Nun soll die Hilfe in der Region ausgeweitet werden.
»Der Weg ist das Ziel«, sagt Susanne Hoppe. Zunächst müssten Kontakte geknüpft werden. Dann sei es wichtig, Kanäle zu schaffen, in denen die Hilfe auch ankomme. Vieles sei nicht von Deutschland aus planbar.
Diese Erkenntnis führt dazu, dass die beiden Reisenden aus dem Mühlenkreis in Tansania weite Strecken zurücklegen werden. Erster Anlaufpunkt ist die zweitgrößte Stadt des Landes, Mwanza, direkt am Viktoriasee, im Norden des 40-Millionen-Einwohner-Staates. »In dieser Gegend versiegen die staatlichen Hilfen besonders schnell«, erklärt Susanne Hoppe.
Claudia Lauen sagt, sie habe große Erwartungen, wenn es darum gehe, Land und Leute kennen zu lernen. Ansonsten sei sie sehr realistisch. »Wir werden nicht gleich sonstwas bewegen können«, räumt die Dehmerin ein. »Die Beständigkeit ist wichtiger.«
Die finanziellen Mittel des Vereins »Mlango« seien begrenzt, gibt Susanne Hoppe zu bedenken. Deshalb müsse ein Projekt eingehend geprüft werden, auf Dringlichkeit ebenso wie auf Umsetzbarkeit. Auch nach der Aufbauphase seien halbjährliche Besuche notwendig, um den Erfolg zu gewährleisten.
Der Mindenerin schwebt zum Beispiel ein Bildungsprojekt vor. So etwas betreibt »Mlango« schon in Malawi: Schulspeisung. Was das mit Bildung zu tun hat? »Ausreichende und gesunde Ernährung beugt Krankheiten vor«, erklärt Susanne Hoppe. »Und nur wer gesund ist, kann auch zur Schule kommen.« In Afrika sei eben vieles nicht selbstverständlich. Von ihrem Arbeitgeber in Bad Oeynhausen wird die Vorbereitung der Hilfsaktion indirekt auch unterstützt. »Ich kann sechs Wochen Jahresurlaub am Stück nehmen. Das gibt es ja auch nicht überall«, sagt die Assistenzärztin. Das karitative Abenteuer beginnt Mitte August.
www.mlango.kulturserver.de

Artikel vom 09.05.2006