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Mitreißendes Volkstheater

WESTFALEN-BLATT präsentierte den Klassiker »Dat Hörrohr«

Lübbecke (WB). »As du meinst, Bertha.« Diesen Satz aus Karl Bunjes Komödie »Das Hörrohr« kennt wohl fast jeder. Genau wie die Namen der Hauptdarsteller: Heidi Mahler und Jens Scheiblich. Sie waren am Donnerstag mit dem Ohnsorg-Theater zu Gast in der Stadthalle - das durfte man sich nicht entgehen lassen.

Die Handlung des Stückes ist schnell erzählt: Opa Meiners (Jens Scheiblich) ist inzwischen fast taub und bekommt nicht mehr mit, was sich auf seinem Hof abspielt. Seine Schwiegertochter Bertha (Heidi Mahler) kümmert sich scheinbar rührend um ihn - hinter seinem Rücken aber setzt sie alles daran, den Hof möglichst schnell in die Finger zu bekommen und Opa Meiners, den »alten verdrehten Nussknacker«, loszuwerden.
Seine Enkelin Elke (Sonja Stein) und der Knecht Bernd (Axel Stosberg) sind damit gar nicht einverstanden und besorgen ein neues Hörrohr, mit dem Opa Meiners plötzlich wieder gut hören kann. Trotzdem spielt er weiter den Schwerhörigen und trickst seine Schwiegertochter geschickt aus. Am Ende muß Bertha klein beigeben: »As du meinst, Opa.«
Die Aufführung des Ohnsorg-Theaters kann man nur rundum gelungen nennen. Bühnenbild und Kostüme waren mit viel Liebe zum Detail gestaltet und ließen Erinnerungen an die alten Fernsehinszenierungen wach werden, und die Darsteller boten mitreißendes Volks-Theater im besten Sinne des Wortes. Peter Wohlert (als Jochen Meiners) und Jochen Baumert (als sein Freund Tobias Quadfasel) hatten manche lustige Szene als waschechte Pantoffelhelden, die von der Gleichberechtigung träumten, denn: »Dann hätten wir doch auch mal was zu sagen.«
Heidi Mahler glaubte man die fiese Schwiegertochter von der ersten Sekunde an und gönnte ihr von Herzen, dass sie dann doch die Dumme war. Und Jens Scheiblich war vielleicht nicht ganz so schelmisch wie der legendäre Henry Vahl, aber genauso komisch-kauzig, und er eroberte schnell die Sympathien des Publikums: Als vorgeblich seniler, in Wirklichkeit aber putzmunterer und pfiffiger Opa Meiners hatte er mit seinen Faxen die Lacher auf seiner Seite und sorgte für gute Laune, die noch lange nach dem herzlichen Schlussapplaus anhielt.
Cornelia Müller

Artikel vom 06.05.2006