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Beglückendes Spiel der Solisten

Nordwestdeutsche Philharmonie beschloss die Konzertsaison mit Glanz

Von Wolfgang Günther
Paderborn (WV). Im letzten Sinfoniekonzert dieser Saison bescherte die NWD-Philharmonie den heimischen Musikfreunden eine Erstaufführung in der Region: die Erste Sinfonie d-Moll von Alexander Zemlinsky.

Nach der Uraufführung 1893 erfolgte der Erstdruck dieser Sinfonie erst im Jahre 2000. Stilistisch wollte Zemlinsky mit seinem Werk wohl eine Brücke zwischen Brahms und Mahler bilden; dies bedingt, dass wir in der Rezeption unsicher sind und vielleicht Hindernisse zu überwinden haben. Die Hörgewohnheit sucht das klare kompositorische Profil und Gewohntes, Wiedererkennbares.
Das Orchester unter der Leitung von Daniel Raiskin vermochte es vor allem durch eine den Intentionen des Komponisten gemäße Gestaltung, dem Hörer Hilfen zum Verstehen zu geben. Die fein abgestufte Dynamik bei den Streichern erreichte Raiskin bei den Blechbläsern nicht immer; die Tongebung war stellenweise zu grell und verdeckte dadurch kompositorische Strukturen. Eindrucksvoll waren die »aufblühenden« Klänge von einfacher, lichter Schönheit im dritten langsamen Satz. Wie immer waren die Bläsersolisten sowohl in technischer als auch in gestalterischer Hinsicht verlässlich und ausdrucksstark.
Es ist sicher anerkennenswert, dass sich das Orchester um eine stetige Erweiterung seines Repertoires bemüht, um dadurch auch im großen Mosaik der europäischen Musikgeschichte eine Lücke zu füllen.
Den Konzertabend begann das Orchester mit der Ouvertüre zu »Egmont« von Beethoven. Die Wiedergabe überzeugte durch die vom Inhalt her bestimmten Gestaltung: von streng genommenen Rhythmus das Anfangs (Sarabandenrhythmus) bis hin zur Vision der späteren Befreiung - den Freudentaumel.
Brahms hatte sein Doppelkonzert a-Moll op. 112 für Violine, Violoncello und Orchester unter recht glücklichen äußeren Gegebenheiten geschrieben - in der Sommerfrische in Thun. Es ist zugleich ein »Versöhnungswerk« nach einem Konflikt mit seinem Freund, dem Geiger Joseph Joachim. Brahms gelingt hier eine Verbindung von Kammermusik, Konzert und Sinfonie mit großartigen Themen. Trotzdem steht es etwas hinter den Solokonzerten; das liegt vor allem an den erheblichen Schwierigkeiten in der Ausführung. Es müssen zwei gleichrangige Solisten gefunden werden, die sich perfekt aufeinander eingespielt haben und über technische Virtuosität verfügen.
Mit der Geigerin Isabelle Faust und dem Cellisten Jens Peter Maintz waren diese Solisten mit den unbedingten Qualifikationen gegeben. Es war beglückend, mit welcher brillanten Technik sie dieses Konzert realisieren konnten: kraftvoll, temperamentvoll und musikantisch mitreißend war ihr Zusammenspiel - höchst sensibel in den Lautstärkegraden mit vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten. Das Orchester ließ sich von den Solisten mitziehen und begleitete mit Glanz.

Artikel vom 06.05.2006