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Eine ganz besondere Rasse

Senner Pferde leben bis Oktober in freier Wildbahn in der Moosheide

Hövelhof (al). Fidelio (6), Hamlet (4) und Juwel (2) sind Senner Pferde. Die seltene Pferderasse gilt als eine der ältesten Pferderassen. Seit dem Jahr 2000 werden regelmäßig Senner Pferde auf eine große Fläche in der Senne aufgetrieben - quasi als vierbeinige Landschaftspfleger. Seit Samstag sind sie wieder »unterwegs«.

Die Existenz der Senner Pferde in der Senne ist ab dem Jahr 1160 schriftlich belegt. Bischof Bernhard I. schenkte dem Abt von Hardehausen den dritten Teil der Senne mit den darin befindlichen ungezähmten Stuten, so belegt es ein historisches Schriftstück. Gleichzeitig wird in dem Schreiben von einem Gestüt gesprochen, was auf eine wesentlich ältere Pferdezucht hindeutet. Durch die Zucht passten sich die Senner Pferde der Landschaft ideal an: Die Senner Pferde sind hart, ausdauernd und sehr widerstandsfähig gegen Witterungseinflüsse und Krankheiten.
Nach wechselvoller Geschichte drohte die älteste deutsche Nutzpferderasse in den 50-iger Jahren auszusterben. Vor rund 30 Jahren wurden dann die bundesweit verstreuten Senner zur Nachzucht zusammen gebracht. Heute existieren wieder gut 30 Senner Pferde.
»Ein großer Teil dieser Tiere befindet sich im Besitz von Karl-Ludwig Lackner, sechs Senner Pferde gehören der Biologischen Station Senne, weitere Senner gehören dem westfälischen Freilichtmuseum Detmold. Außerdem befinden sich einige Tiere bei privaten Haltern«, erläuterte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Senner Pferde, Aloys Sielhorst, anläßlich des Auftriebes am Samstag in der Moosheide.
Dieses Jahr wurden Fidelio, Hamlet und Juwel für rund ein halbes Jahr in die Freiheit entlassen, ehe sie Ende Oktober wieder in ihr Winterquartier gebracht werden. »Die Pferde erhalten keine Zufütterung. Lediglich für Trinkwasser wird gesorgt. Dies übernimmt dankswerterweise die Feuerwehr Hövelhof«, so Sielhorst weiter. War die Fläche noch bis zum vergangenen Jahr knapp 15 Hektar groß, so konnte sie jetzt auf 25 Hektar vergrößert werden. »Aufgrund des langen Winters konnten wir jetzt erst 18 Hektar zur Nutzung frei geben. Weitere sieben Hektar können die Pferde im kommenden Jahr beanspruchen«, freut sich Aloys Sielhorst über die Erweiterung. In den vergangenen Wochen hat Frank Arnfeld von der Biologischen Station Senne die Zäune repariert und die Fläche für die Beweidung vorbereitet. Finanziert wird das Projekt durch die Sparkassenstiftung Paderborn, durch Euronatur und durch die Firma Dr. Oetker. »Dem finanziellen Engagement von Dr. Oetker ist die massive Vergrößerung der Fläche zu verdanken«, betonte Aloys Sielhorst.
Den Senner Pferden kommt eine besondere Bedeutung zu. Durch die Beweidung werden die Sandtrockenrasen und die Heideflächen erhalten. Wissenschaftliche Begleituntersuchungen belegen dies eindrücklich.

Artikel vom 08.05.2006