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Von Maike Stahl

Schlänger
Aspekte

Vertrauen schenken


Wenn eines in der Diskussion um die Einführung eines Biosphärenreservates bisher deutlich geworden ist, dann, dass in den vergangenen Jahren viel Porzellan zwischen Politik, Naturschutz und Landwirten zerschlagen worden ist.
Die Bauern haben so viele Restriktionen hinnehmen müssen, dass sie nun nicht dazu bereit sind, der Politik den Vertrauensvorschuss zu gewähren, der nötig wäre, damit das Projekt auf eine breite Basis gestellt werden könnte. Das kann man einerseits verstehen. Viele Landwirte kämpfen um ihre Existenz. Dass in dieser Berufsgruppe niemand weitere Einschränkungen hinnehmen möchte, ist mehr als verständlich. Doch andererseits soll das Biosphärenreservat keine Nutzungseinschränkungen für die Besitzer der Flächen mit sich bringen. Diese Aussage des Ministeriums liegt sogar schriftlich vor. Letztendlich ist ein Stimmungswechsel in der Land- und Forstwirtschaft nur denkbar, wenn die Betroffenen bereit sind, ihre Vorbehalte über Bord zu werfen und den Verantwortlichen noch einmal das Vertrauen zu schenken, was ihre Vorgänger verspielt haben. Denn das Biosphärenreservat könnte eine große Chance für die Region sein, wenn alle an einem Strang ziehen.
Zu Recht haben Land- und Forstwirte darauf hingewiesen, dass sie schon jetzt viel tun und getan haben, und führen eine Reihe von Beispielen wie das touristische Musterdorf Bellersen und das ökologische Musterdorf Ottenhausen in Höxter an. Doch unter dem Siegel Biosphärenreservat wäre sicher noch mehr möglich, wären weitere Fördertöpfe zu erschließen und ließen sich die Maßnahmen gebündelt noch besser vermarkten. Unglücklich ist es, dass die Land- und Forstwirte bereits mit einer vorgefassten ablehnenden Haltung in den Diskussionsprozess eingestiegen sind, aber vielleicht ist es ja noch nicht zu spät für die Region, gemeinsam zu überlegen, welche Vorteile alle daraus ziehen könnten.

Artikel vom 06.05.2006