06.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das Wort zum Sonntag

 Von Friedrich Wilhelm Beckmann, Pfarrer in Börninghausen


Die Sonntage der Osterzeit haben Namen, die oft auf den Anfang des lateinischen Eingangspsalms zurückgehen.
»Quasimodogeniti« - Wie die neugeborenen Kinder: Ganz früher wurde die Taufe nur in der Osternacht gespendet. Die Taufe ist so etwas wie eine zweite Geburt, eine Wiedergeburt. Weil die Täuflinge in früheren Zeiten ihr weißes Taufkleid bis zum Sonntag nach Ostern trugen, hat dieser noch heute den Namen »Weißer Sonntag«.
»Misericordias Domini« - Die Güte des Herrn: Auch in der erwachenden Natur in Garten, Feld und Wald kann man in diesen Frühlingswochen die Güte Gottes erkennen, der uns immer wieder mit Lebensmöglichkeiten beschenkt.
»Jubilate« - Jubelt: Der jetzige Sonntag lädt uns ein, über allen Klageliedern das Gotteslob und die Anbetung nicht zu vergessen. Gott hat uns zu Ostern eine unzerstörbare Hoffnung gegeben.
»Cantate« - Singet: Die christliche Gemeinde ist von jeher eine singende gewesen. Vom Kirchenvater Augustinus stammt der Ausspruch: »Einmal gesungen, ist doppelt gebetet!« Die feierliche gesungene Liturgie möchte uns helfen, unsere Herzen zu erheben, damit wir in der Kirche nicht unter uns und dem Zeitgeist verhaftet bleiben.
»Rogate« - Betet: Das Gebet mit Lob und Dank und Bitte und Klage, sowohl das gemeinsame Gebet in der Kirche wie auch im Alltag zu Hause gehört zum christlichen Leben. Früher machte man nach dem Sonntag Rogate Flurprozessionen, Bittgänge um die Felder. Setzen wir nur auf unsere Fähigkeiten und wachsende Technik? Oder wissen wir noch um die Wahrheit, dass an Gottes Segen alles gelegen ist und dass von unserem Werk gilt - wie Paul Gerhardt 1653 gedichtet hat: »Es muss erbeten sein!«
Die Himmelfahrt Christi - 40 Tage nach Ostern - hält in uns den Gedanken wach, dass der gekreuzigte und auferstandene Herr nun für immer in der Nähe unseres Schöpfers ist, was auch einmal unser Ziel ist nach unserer irdischen Wanderschaft.
»Exaudi« - Erhöre: Wir bitten Gott um Erhörung unserer Gebete, allerdings nach seinem Willen. Mit dem Sonntag vor Pfingsten beginnt jedes Jahr auch die »Weltgebetswoche für die Einheit der Christen«. Gottes Wille ist die Einheit seiner Kirche.
Beten wir um den Heiligen Geist, dass wir als verschiedene Christen immer tiefer in das Geheimnis unseres apostolischen Glaubens eingeführt werden. Geben wir Einseitigkeiten auf und öffnen wir uns für die ganze Wahrheit der Kirche von Anfang an.

Artikel vom 06.05.2006