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Meisterparty nicht verdorben

Sebastian Flechtner stemmt sich gegen die TuS-Übermacht.Foto: Sprentzel

Handball-Kreisliga: HSG verpasst guten Abschluss -ÊGehlenbeck steigt durch 38:24 auf

Von Alexander Grohmann
Vlotho (VZ). Gunnar Schrader musste sich zusammen reißen. Nach dem Schlusspfiff zog sich der gefrustete Torhüter der HSG Vlotho/Uffeln in Windeseile sein Trikot aus, schulterte die Sporttasche und verschwand blitzschnell in den Katakomben der Rudolf-Kaiser-Halle. Währenddessen war auf dem Spielfeld die Hölle los: Der TuS Gehlenbeck bejubelte nach einer eindrucksvollen Vorstellung ausgelassen den verdienten Titel-Gewinn. 38:24 (19:10) - der Spitzenreiter hatte sich in Richtung Bezirksliga verabschiedet.



Während die Gäste um Altmeister Michael Altenbeck (42) Platz eins feierten, setzte im Lager der Gastgeber nach zuletzt 9:1 Punkten in Folge Ernüchterung ein. »Ich bin stinksauer«, platzte es aus Coach Jens Witthus heraus. »Das war die schlechteste Abwehrleistung, die ich unter meiner Regie von der Mannschaft gesehen habe. Wir waren in den vergangenen Wochen auf einem guten Weg, aber so gut, wie wir dachten, sind wir anscheinend doch nicht«, setzte Witthus zur schonungslosen Analyse an.
Leid taten dem Trainer vor allem die vor dem Spiel verabschiedeten Gunnar Schrader und Cord Dröge. »Wir wollten dafür sorgen, dass beide einen schönen Abschluss bekommen. Doch dann wurde es eine Prügelstrafe.« 38 Gegentreffer bei seinem letzten »Arbeitseinsatz« zwischen den Pfosten - Schrader flogen die Bälle um die Ohren.
Ohne auf großen Widerstand zu stoßen, konnte sich der TuS bereits in der ersten Halbzeit über 2:4 (9.), 3:7 (13.) und 4:9 (17.) in großen Schritten dem Aufstieg annähern. Nach dem Wechsel wurde es noch schlimmer: Der TuS spielte sich in einen Rausch, der Gastgeber baute weiter ab. Die frühe Rote Karte gegen Joachim Sorhage nach der dritten Zeitstrafe (34.) passte ins Bild. Beim 16:29 (47.) deutete sich das Debakel schon an. »Gehlenbeck hat gezeigt, dass sie den Titel zu 100 Prozent verdient haben«, gratulierte Witthus artig.
Der TuS endlich am Ziel der Träume - in der vergangenen Saison hatte man die Meisterschaft dem TuS Südhemmern überlassen müssen. Jetzt klappte es. Der TSV Hahlen II hatte im Fernduell das Nachsehen. Coach Andreas Steinkamp stolz: »Mit so einem hohen Sieg hatte ich nicht gerechnet. Wir hatten Respekt.«
Auch die gute Sonne trug wohl dazu bei, dass die Vlothoer nach dem Spiel schnell ihr Lachen zurückfanden. Und auch der zuvor so unter Beschuss stehende Schrader hatte wieder gute Laune und trug das Trikot mit den Unterschriften der Mitspieler spazieren, das er wie Cord Dröge als Abschiedsgeschenk erhalten hatte. »Gehlenbeck war heute eine Klasse besser«, so Schrader. Sven Lükemeier hatte eine weitere Erklärung für die schwache Vlothoer Darbietung. »Wir wollten, dass Gunnar sich immer an sein letztes Spiel erinnert.« Das dürfte gelungen sein.
HSG: Schrader, Dittmann (bei einem Siebenmeter); Brinkmann, A. Flechtner, S. Flechtner (4), Sorhage (2), von Fugler (4/3), Fortunato (5), Lükemeier (5/2), Thielking (4), Dröge, Stocksmeier, Korte, Kreinjobst.

Artikel vom 08.05.2006