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BVB-Ballett tanzt Aufstiegstango

SCV nach 0:1-Schock überfordert gegen den Fast-Meister - Gala von Gambino

Von Uwe Caspar
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Verl (WB). Nach dem Abpfiff und dem Gnadenstoß für den SC Verl: 400 Gästefans feiern den 3:0-Triumph der BVB-Reserve frenetisch und singen: »Nie wieder Oberliga.« Der SCV indes kann seit gestern endgültig für seine vierte Saison in der 4. Klasse planen: Bei acht Punkten Rückstand geht nichts mehr.

Dortmund ist durch, nur noch eine unglaubliche Negativserie könnte die Schwarz-Gelben um den Regionalliga-Aufstieg bringen. Doch das ist genauso unwahrscheinlich wie Verls theoretische Minichance. Überraschend jedoch, wie deutlich und souverän die Borussen das sogenannte »Endspiel« für sich entschieden.
Phasenweise zelebrierten die Gäste regelrecht hohe Dortmunder Fußball-Schule, da zauberten vor allem Gambino und Caliskan vor und im SCV-Strafraum. »Das war eine absolut meisterschaftsreife Leistung von unseren Jungs. Schließlich haben wir heute nicht gegen irgendeine Mannschaft sogar klar gewonnen, sondern unseren bisher schwersten Konkurrenten abgehängt«, schwärmte Trainer Theo Schneider.
Doch bevor seine technisch brillante Truppe - die Hälfte trainiert mit dem Profikader - mit ihrer Ballshow loslegte, konnten die Hausherren zumindest 20 Minuten lang Paroli bieten. Wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre, wenn der Schuss von Alex Schiller in die BVB-Maschen und nicht an den Pfosten gerauscht wäre? Nur vier Minuten später, der erste gefährliche Angriff der Schneider-Schützlinge, überrumpelte der überragende Caliskan mit dem 0:1 (19.) die nicht nur in dieser Szene überforderte Abwehr der Schwarz-Weißen. Ein Schock, von dem sich die Ostwestfalen nicht mehr erholen sollten.
»Ab dem 1:0 haben wir die Begegnung kontrolliert und nichts mehr anbrennen lassen«, konnte man dem Resümee von Theo Schneider kaum widersprechen. Fortan gelang den Verlern nur noch gelegentlich ein vernünftiger Spielaufbau. Als wenig später van der Gun das 0:2 folgen ließ (35.), war sowohl in punkto Spiel als auch in Sachen Titelrennen die Vorentscheidung gefallen. Zu dem Zeitpunkt gab sich auch Schneiders Kollege keinen Illusionen mehr hin. »Nach dem 0:2 war die Messe gesungen. Da wusste ich, dass heute nichts mehr geht«, hatte sich Mario Ermisch schon vor dem Seitenwechsel mit der unaufhaltsamen Niederlage abgefunden.
Zwar liefen nach der Pause mit Heini Schmidtgal und dem wieder ins Oberliga-Aufgebot zurückgekehrten Pierre Nguindjell zwei frische Offensivkräfte auf. Doch die Dortmunder Dominanz war ungebrochen. Nicht eine richtige Torchance ließen sie zu, so blieb es bei einigen harmlosen Kopfballversuchen des bereits längst entmutigten Ermisch-Teams. Effektiver dagegen die sehr schnellen und sehr wendigen BVB-Filigranflitzer, die zuweilen selbst auf engstem Raum die Kugel gekonnt kreisen ließen. Das BVB-Ballett tanzte gestern den Aufstiegstango, bei dem der SCV aus dem Takt geriet. Das war wirklich ein Klassenunterschied.
Gambino krönte seine Gala mit dem mühelos vollendeten 0:3 (71.). Während die BVB-Anhänger, die von Anfang an für Heimspiel-Atmosphäre sorgten, nach dem dritten Streich schier aus dem Häuschen gerieten, zogen viele Verler Anhänger schon lange vor dem bitteren Ende desillusioniert von dannen. Auch sie mussten einsehen: Der neue Meister heißt zu Recht Borussia II. Glückwunsch. Der kommt auch von Mario Ermisch: »Die Tabelle lügt nicht.«

Artikel vom 08.05.2006