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»Verl lässt seinen Frust an uns aus«

Vor dem Oberliga-Kracher: Interview mit dem Bokeler BVB-Talent Uwe Hünemeier

Verl (cas). Ein junger Bursche aus Bokel gehört zu den Säulen des Oberliga-Primus Borussia Dortmund II: Uwe Hünemeier (19) kam auch schon bei den Profis zum Einsatz. Seine Premiere gab der Abwehrrecke gegen Bayern München, schaltete damals Roy Makaay aus. Danach wurde Uwe eine Halbzeit lang gegen Borussia Mönchengladbach eingesetzt. Doch jetzt zählt für ihn nur der Aufstieg mit BVB II. Vor dem Kracher am Sonntag beim Verfolger SC Verl sprachen wir mit dem Talent.

Die Verler Offiziellen sprechen wegen der ungleichen Bedingungen von einem nicht fairen Titelrennen. Wie kommt das bei Borussia an?Hünemeier: Was können wir denn dafür, dass der SCV nach einer ganz starken Hinrunde Federn gelassen hat und uns nun dafür verantwortlich machen will? Hätte Verl im zweiten Durchgang nur ein paar mehr Punkte geholt, wäre man jetzt Spitzenreiter und nicht wir. Das ist also nicht unsere Schuld. Ich verstehe die Enttäuschung, aber den Frust sollte man nicht an uns auslassen. Übrigens hatte unser Verfolger im Hinspiel viel Glück: Von fünf Schüssen gingen vier ins Tor.
Christian Wörns gesperrt - rechnen Sie sich eine Chance aus, am Samstag bei den Profis aufzulaufen?Hünemeier: Eigentlich nicht, denn erste Wahl dürfte Markus Brzenska sein. So kann ich mich wenigstens ganz auf das so wichtige Match in Verl konzentrieren. Unsere Ausgangsposition ist eindeutig besser als die der Hausherren. Wir peilen mindestens einen Punkt an. Auf jeden Fall wollen wir nicht mit einer Niederlage vom Platz gehen. Denn sollte es uns erwischen, könnte bei unserer noch jungen Truppe angesichts des schweres Restprogramms das Nervenflattern beginnen. Ich habe mich echt geärgert, dass Verl am vergangenen Sonntag in Lippstadt in der Nachspielzeit noch der Siegtreffer gelang. Wäre es beim Remis geblieben, würden wir jetzt noch lockerer zum SCV fahren.
Wie sehen Ihre Perspektiven bei der Borussia aus?Hünemeier: Mein Amateurvertrag läuft 2007 aus. Ehrlich gesagt, meine Chancen auf einen Platz im Profiteam sind nur gering, nachdem Borussia den Ex-Arminen Martin Amediek verpflichtet hat - bereits der fünfte Innenverteidiger. Die Konkurrenz in der Abwehr ist also riesengroß. Doch auch die Regionalliga sehe ich als eine Herausforderung: Beim St. Pauli vor 16 000 Zuschauern zu spielen, das wäre doch super.
Setzen Sie ganz auf die Karte Fußball - oder planen Sie schon zweigleisig?Hünemeier: Ich strebe eine Profilaufbahn an und habe deshalb alles andere hintenan gestellt. Nur auf den Fußball verlassen kann ich mich natürlich nicht. Ein Studium käme für mich nicht in Frage, dann eher schon eine kaufmännische Ausbildung. Meinen Zivildienst in einem Dortmunder Krankenhaus habe ich inzwischen abgeschlossen, ich wohne wieder bei meinen Eltern in Bokel. Ich bin kein Großstadtmensch und nehmen deshalb die täglichen Fahrten zum Training gern in Kauf.
Gibt es Berührungspunkte zum SC Verl?Hünemeier: Mit Lukas Krause habe ich beim FC Gütersloh und bei der Borussia vorübergehend zusammen in der Jugend gespielt. Schade, dass Lukas wegen seiner Verletzung zuschauen muss.

Artikel vom 06.05.2006