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Ein riesiges Blütenmeer in prächtigen Farben

Die Frühlingssonne lockt den Lerchensporn hervor - Ameisen arbeiten für die Pflanze

Kohlstädt (fs). Es gibt Pflanzen, die lassen Tiere für sich arbeiten. Eine davon blüht zur Zeit vor allem im Langen Tal, aber auch an anderen Orten, beispielsweise bei Kohlstädt. Es ist der Lerchensporn, der den Waldboden in ein Blütenmeer in rot, violett und weiß taucht. Die Tiere, die diese Pflanze für sich einspannt, sind Ameisen.
Dabei geht die Pflanze geschickt vor: Sie ködert die Insekten mit einem schmackhaften Anhängsel an den Samen. Auf dem Weg ins Nest löst sich schon mal der Same, geht verloren und kann keimen. So wird eine Verbreitung garantiert. Doch nicht alle Tiere sind willkommen, vor allem solche, die an der Pflanze und ihrer Knolle, dem Energiespeicher, knabbern wollen, werden mit giftigen Alkaloiden abgewiesen. Die können beim Menschen auch für medizinische Zwecke genutzt werden - der Lerchensporn ist eine alte Heilpflanze.
Der Knolle ist es zu verdanken, dass der Lerchensporn den Wald zu dieser Jahreszeit einfärbt: Wie viele andere Frühjahrsblüher speichert die Pflanze in der Knolle Energie in Form von Kohlenhydraten und Nährstoffen. Wenn andere Pflanzen noch mühsam nach der Winterruhe ihren Stoffwechsel hochfahren, hat der Lerchensporn einen Vorsprung. Wenn es die Temperaturen zulassen, nutzt er die Energie aus der Knolle, um Blätter und Blüten zu treiben. So hat er mehrere Vorteile: Seine Blätter können das Sonnenlicht nutzen, das auf den Waldboden fällt, so lange die Bäume nicht belaubt sind. So kann er sich auf Flächen ansiedeln, die im übrigen Jahr im Schatten liegen.
Wenn die ersten Fluginsekten hungrig aus den Winterverstecken erwachen, dann finden diese zu dieser Jahreszeit die Lerchensportblüten in rauer Menge vor - so wird die Befruchtung sicher gestellt, bevor vielleicht andere Blüten eine Konkurrenz um die Insekten werden. Der Lerchensporn ist in Bezug auf seine Gäste allerdings wählerisch: Nur langrüsselige Bienen und Fliegen haben eine Chance, an den Nektar zu gelangen, der weit hinten in den langgestreckten Blüten zu finden ist.
Diese Strategie durchkreuzen wiederum die Hummeln. Erreichen sie die Nektarquelle nicht, beißen sie den hinteren Teil der Blüte kurzerhand auf - die Pflanze wird dabei um den Dienst des Befruchtens geprellt.
Der Lerchensporn, von dem es eine ganze Reihe seltener Verwandter gibt, wie Fingerlerchensporn, Zwerglerchensporn und weitere, gehört zu den so genannten Erdrauchgewächsen, die wiederum verwandt mit den Mohngewächsen sind. Wer es ganz genau nimmt, der fügt dem Namen noch einen Zusatz hinzu: Hohler Lerchensporn ist die korrekte Bezeichnung - Botaniker kennen ihn eher unter der wohlklingenden lateinischen Bezeichnung Corydalis cava. Das »Hohl« bezieht sich auf die Wurzelknolle des Lerchenspornes: Wird sie in der Mitte zerschnitten, treten Hohlräume zutage.

Artikel vom 05.05.2006