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»Hier kann ich ohne Angst sein«

Fahrt nach Taizé: Gütersloher Christen auf dem »Pilgerweg des Vertrauens«

Kreis Gütersloh (WB). »Alleluja! Le Christ est ressuscité - Christus ist auferstanden!« So hallte es aus 5000 Kehlen bei den Gebeten in der Nachosterwoche in der Kommunität von Taizé. Eine Gruppe von 40 Jugendlichen und Erwachsenen aus dem Kirchenkreis Gütersloh und dem angrenzenden Melle hatte sich unter Leitung von Lothar Schäfer (Herzebrock-Clarholz) und Kai-Uwe Ziegler (Melle) in das burgundische Dorf aufgemacht.

Die Fahrt hatte das Jugendreferat des Kirchenkreises Gütersloh in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Halle sowie den Kirchengemeinden Everswinkel und Melle-Neuenkirchen angeboten. Dass es kein Erholungsurlaub sein würde, wussten die Mitreisenden. Mehrere von ihnen fuhren zum wiederholten Male mit. Alle hatten sich bewusst für eine Woche einfaches Leben entschieden, um in Taizé religiöse Erfahrungen zu sammeln, die berühmten Gesänge anzustimmen und persönliche Fragen in intensiven Gesprächen zu klären.
Kern des täglichen Lebens in Taizé bilden drei gemeinsame Gebete. Hinzu kommen Bibeleinführungen, international gemischte Gesprächsgruppen und verschiedene praktische Dienste, die ein Zusammenleben von 5000 Menschen aus nahezu 20 Nationen gewährleisten. Eine besondere Herausforderung stellte für die jugendlichen Reisenden die Unterbringung in Zelten dar, weil auf sonnenreiche Tage bitterkalte Nächte folgten. Das aber tat der guten Stimmung keinen Abbruch. »Hier kann ich ganz ohne Angst sein, brauche mich nicht zu verstellen«, wunderte sich eine Teilnehmerin. Und ein junger Mann ergänzte: »Drei Mal am Tag Kirche und beten, da habe ich vorher schon gegrübelt. Aber hier ist das normal und tut sogar gut.«
Die Gemeinschaft von Taizé lädt mit den Worten ihres Initiators Frère Roger zum »Pilgerweg des Vertrauens« ein. 1940 hatte er die internationale ökumenische Communauté, der heute rund 100 Brüder aus mehr als 25 Nationen angehören, gegründet. Nach seiner Ermordung am 16. August 2005 hatten sich viele gefragt, wie es mit der geachteten Kommunität weitergehen würde. Ein dreiviertel Jahr später stellen die Reisenden fest, dass ihre Anziehungskraft ungebrochen ist. Das bestätigte auch der neue Leiter, der deutschstämmige Bruder Alois.
Die einfache gelebte Botschaft »Gott kann nur lieben« kommt an und schafft neuen Raum für christlichen Glauben. Die Brüder fordern ihre Gäste auf, nach der Rückkehr in ihre private und berufliche Umgebung ebenfalls zu Einladenden zu werden, die dafür werben, Gott ihr Vertrauen zu schenken. Einige Jugendliche äußerten auf der Rückfahrt auch ihre Absicht, in ihrer Gemeinde, Jugendgruppe oder Schule zu Taizé-Gebeten einzuladen. Und für weitere steht fest: »Nächstes Jahr fahren wir wieder nach Taizé!«
www.taize.fr

Artikel vom 05.05.2006