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Alfred Würzinger ist Chef der Stadt-Holding

Experte auf Energiemarkt - Geschäftsführer per Headhunter gesucht und in Essen gefunden


Bünde (grot). Er kommt aus dem Ruhrpott, ist 48 Jahre alt, katholisch, verheiratet und Vater zweier Kinder. Und seit dem 1. Mai ist Alfred Würzinger Geschäftsführer der städtischen Holding, damit Chef der Bäder GmbH und der Stadtverkehrsgesellschaft, vor allem aber der EWB. Der Aufsichtsrat des kommunalen Energieversorgers hatte den neuen starken Mann für das Unternehmen an der Osnabrücker Straße per Headhunter gesucht. Würzinger hatte sich mit einigen anderen Kandidaten, im EWB-Aufsichtsrat vorgestellt. Über seine Einstellung entschied die Vorsitzende des Gremiums, Bündes Bürgermeisterin Anett Kleine Döpke-Güse, allein - und hielt diese Personalie bis zum Schluss eisern geheim.
Ein völlig normales Verfahren bei der Auswahl von Führungskräften, wie die Vorsitzende und ihr Stellvertreter, Kirchlengerns Bürgermeister Rüdiger Meier, gestern noch einmal betonten. Schließlich sei Würzinger aus einer Festanstellung heraus abgeworben worden. Wittern Arbeitgeber, dass sich eine Führungskraft anderweitig orientiert, entsteht schnell der Verdacht der Illoyalität - und das ist der Karriere des Betroffenen nicht förderlich.
Würziger ist in Essen aufgewachsen, er ist von Haus aus Dipl.-Ing. Maschinenbau, Fachrichtung Energietechnik Seine berufliche Laufbahn begann er bei der Ruhrgas AG (heute Eon Ruhrgas). 1995 ging er zur VNG Leipzig, einem großen Gasversorger. »Dort habe ich den Wechsel vom Techniker zum Energie-Wirtschaftler vollzogen«, sagte Würzinger. 2002 zog es ihn zurück in seine Heimatstadt Essen. Er leitete bis zu seinem Wechsel nach Bünde die Abteilung Markt der Stadtwerke. »Ich kenne alle Handelsstufen beim Exportgut Erdgas, vielleicht hat man mich deshalb geholt«.
Für die Aufsichtsratsvorsitzende und ihren Vize sind die umfassenden Kenntnisse und die guten Kontakte des gebürtigen Esseners die entscheidenden Punkte. Mit Würzinger sei ein ausgewiesener Fachmann eingestellt worden. Den brauche es, um ein kleines Unternehmen im liberalisierten Energiemarkt auf (Gewinn-)Kurs zu halten. Auch die Erschließung neuer Geschäftsfelder (regenerative Energien) sei denkbar.
Anders als die Riesenkonzerne könnten kleine Stadtwerke »nur die Zahlen hinter dem Komma beeinflussen«, gab sich Würzinger realistisch. Die Liberalisierung des Energiemarktes einerseits und der Aufbau von Bürokratien durch die neuen Regulierungsbehörden andererseits werde viel Kraft und Geld kosten, sagte er. Nicht zuletzt deshalb verstärkten sich kommunale Energieversorger mit externen Fachkräften. Würzingers erstes Ziel: »Die Sachkosten - nicht die Personalkosten - auf den Prüfstand stellen«.

Artikel vom 05.05.2006