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Ein Mann des
Ausgleichs
wird 75 Jahre

Alt-Bürgermeister Siegfried Hagemann

Von Rainer Grotjohann
Bünde-Holsen (BZ). Seinen Abschied aus der Kommunalpolitik hat er konsequent vollzogen. Dennoch beobachtet Siegfried Hagemann noch immer sehr genau, was sich im und rund um das Rathaus tut. Nicht emotionslos, aber doch mit einer gewissen Abgeklärtheit. »Ich bin altersmilde geworden«, schmunzelt der Alt-Bürgermeister, der heute sein 75. Lebensjahr vollendet.

Altersmilde? Wer Siegfried Hagemanns politisches Wirken verfolgt hat, mag nicht glauben, dass sich an seiner Grundhaltung irgend etwas geändert hätte. Hagemann ist nie der »Wadenbeißer« gewesen. Der Sozialdemokrat war nie der verbissene Kämpfer, der keine Meinung neben der eigenen gelten lassen wollte. Siegfried Hagemann war und ist ein besonnener und bescheidener Mensch, ein Mann des Ausgleichs.
Von 1975 bis 1999 hat er dem Rat ununterbrochen angehört, seinen Wahlkreis in seinem Heimatdorf Holsen immer souverän geholt. Sechs Jahre lang führte er die Fraktion, von 1990 an war er Bürgermeister, zuletzt ehrenamtlicher Stellvertreter des Verwaltungschefs Gerhard Thees.
Sein Amt als »Stadtoberhaupt« hat der Ur-Sozialdemokrat mit der gebotenen parteipolitischen Neutralität ausgeübt und sich so hohen Respekt in allen politischen Lagern verdient. Geduld, Verständnis für den jeweils Anderen und geradezu preußisches Pflichtbewusstsein zeichnen den seit seiner Geburt in Holsen Lebenden aus. Hier genießt er seinen Lebensabend, den er sich nach fast 50 Berufsjahren, zuletzt in leitender kaufmännischer Position bei der EWB, mehr als verdient hat.
Vor knapp drei Jahren hat Siegfried Hagemann das letzte seiner Ehrenämter niedergelegt. Den Vorsitz im Förderverein Dobergmuseum gab er in jüngere Hände: »Mit Ortrud Gieselmann und ihrem Stellvertreter Chris Bollenbach hat der Verein eine gute und funktionsfähige Spitze«, blickt er beruhigt zurück.
Geistig und körperlich ist Siegfried Hagemann voll auf der Höhe und ist dafür dankbar: »Ich weiß, dass sich das jeden Tag ändern kann«. Mit Spaziergängen und auf dem Fahrrad hält er sich fit. In seinem Arbeitszimmer surft er täglich im Internet. »Höchstens eine oder eineinhalb Stunden«. Vom Medium Internet als Informationsquelle ist Hagemann fasziniert, vereinnahmen lässt er sich vom weltweiten Netz jedoch nicht.
Seine Kontakte im Heimatdorf pflegt Siegfried Hagemann. Er versäumt keine Versammlung des Männergesangvereins oder des Radsportclubs, ist Mitglied im Club der »älteren VfLer«, hält weiter Verbindung zur Löschgruppe der Feuerwehr und zu den Geflügelzüchtern. Und wenn er gebraucht wird, steht Siegfried Hagemann bei all diesen Vereinen seinen Mann: »Für einen Stadtteil sind die Vereine ganz, ganz wichtig«. Wichtiger ist für den Altesjubilar allerdings seine Familie. Ehefrau Inge, seit mehr als 50 Jahren an seiner Seite, hat alle Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier getroffen, zu der sich heute die drei Kinder mit ihren Ehepartnern und den vier Enkelsöhnen einfinden werden.

Artikel vom 05.05.2006