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Betreiber wettet auf die Zukunft

Raulf rechnet nicht mit Schließung

Von Oliver Horst
Versmold (WB). Darauf, dass sein Versmolder Sportwettbüro »Goalbetter« an der Ravensberger Straße nicht geschlossen wird, würde Jens Raulf wetten: »Ich bin sicher, dass es nicht zur Schließung kommt«, sagt der Betreiber ungeachtet der Schließungsverfügung, die die Stadt wie berichtet seinem und drei weiteren Wettbüros zugestellt hat.

Die Lage auf dem Sportwettenmarkt gilt als verworren. Daran hat auch der Urteilsspruch des Bundesverfassungsgerichts Ende März nicht viel geändert. Das Gericht hatte entschieden, dass das staatliche Wettmonopol in seiner jetzigen Form nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist und der Gesetzgeber bis Ende 2007 eine Neuregelung finden solle. Private Wettbüros wie Raulfs »Goalbetter« bewegen sich in einer rechtlichen Grauzone. Wie berichtet hatte NRW-Innenminister Ingo Wolf vor kurzem die Ordnungsbehörden angewiesen, die privaten Wettbüros zu schließen. Schließungsverfügungen hat auch die Stadt Versmold verschickt -ÊÊaber, wie andere Kommunen auch, noch nicht vollstreckt.
Jens Raulf geht davon aus, dass es zu diesem Schritt auch nicht kommen wird. Seinen Optimismus begründet er mit diversen Gerichtsverfahren. »In Hamburg hat das Verwaltungsgericht bereits entschieden, dass alle Wettbüros offen bleiben. Aktuell läuft ein Verfahren auch vor dem für uns zuständigen Verwaltungsgericht Minden.« Zudem werde auf europäischer Ebene gegen das deutsche Wettmonopol vorgegangen und gebe es das Recht auf Berufsfreiheit. Aus Raulfs Sicht macht ein Verbot privater Wettanbieter keinen Sinn: »Die Kunden wetten dann im Internet weiter, das Geld geht dann auf irgendwelche Inseln in der Karibik.« Er hingegen beschäftige einen festangestellten Mitarbeiter und eine Aushilfe, zahle beim hiesigen Versorger seinen Strom und in Deutschland Einkommensteuer.
Die Diskussion über mögliche Schließungen privater Wettbüros habe sich negativ auf das Geschäft ausgewirkt, sagt Raulf. Die Verunsicherung der Kunden wachse. »Bei seriösen Anbietern wie Goalbetter braucht aber niemand Befürchtungen zu haben, eines Tages möglicherweise doch vor verschlossenen Türen zu stehen und seinen Gewinn nicht ausgezahlt zu bekommen. Dafür stehe ich in Versmold mit meinem Namen.«
Klare Regeln für Wettanbieter wünscht sich auch Jens Raulf. »Mit einer stattlichen Kaution, die bei der Gründung hinterlegt werden muss, könnten schwarze Schafe schon ausgeschlossen werden.« Mit in anderen Ländern längst etablierten Wettsteuern könnten auch die Einnahmen des Staates gegenüber denen aus dem bisherigen System gesteigert werden.
Mehr Klarheit über die nahe Zukunft der Wettbüros soll in zwei Wochen bestehen. »Uns liegt eine Verfahrensreihe mit etwa 30 Anträgen gegen die Durchsetzung von Schließungsverfügungen vor«, sagt Rolf-Lutz Weidemann, Pressesprecher des Verwaltungsgerichts Minden. Mitte Mai sei mit einer Entscheidung zu rechnen. Diese will auch die Stadt Versmold abwarten. Denn für den Fall voreiliger Schließungen, die sich später als nicht rechtmäßig herausstellen könnten, drohen die Wettbüro-Betreiber bereits mit saftigen Schadenersatzklagen.

Artikel vom 05.05.2006