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Ein Kreis kümmert sich um Familien

Ministerin Ursula von der Leyen besiegelt Aufnahme in die Bundesinitiative

Kreis Gütersloh (mdel). Welche Vorteile das Singen im Chor bietet, weiß Familienministerin Ursula von der Leyen ganz genau. »Da kann man sich auch mal verstecken, so wie ich in der dritten Strophe«, schmunzelte die CDU-Politikerin gestern beim Empfang im Haus der Begegnung. Als die Choralsingschule ihr ein Ständchen brachte, hatte sie sich spontan eingereiht und das Volkslied »Im schönsten Wiesengrunde« mit eingestimmt.

Während ihres Aufenthalts in Gütersloh hatte Ursula von der Leyen einen kleinen Terminmarathon zu absolvieren. Nach einem Empfang im Büro von Liz Mohn trug sich die Ministerin im Haus der Begegnung nach der Gesangseinlage mit der Choralsingschule in das Goldene Buch der Stadt ein. Im Kreishaus besiegelte sie dann zusammen mit Landrat Sven-Georg Adenauer und Liz Mohn die Aufnahme des Kreises Gütersloh in die Bundesinitiative »Lokales Bündniss für Familie«, bevor sie am späten Nachmittag in der Bertelsmann Stiftung noch einen Vortrag zum Thema »Nachhaltige Familienpolitik« hielt.
Beim Eintrag in das Goldene Buch zitierte Bürgermeisterin Maria Unger die afrikanische Lebensweisheit, dass es eines ganzen Dorfes bedarf, um ein Kind großzuziehen. Die von ihr genannten Gütersloher Beispiele nahm die Ministerin - selbst eine Mutter von sieben Kindern - mit Wohlwollen zur Kenntnis. »Hier ziehen alle an einem Strang«, freute sich die 47-Jährige.
Bei der Aufnahme des Kreises Gütersloh in die Bundesinitiative »Lokales Bündniss für Familie« skizzierte Liz Mohn, wie dramatisch die Situation ist. Deutschland liege mit durchschnittlich 1,3 Kindern pro Familie im Weltvergleich auf dem 189. Platz von 192. Angesichts einer unsicheren wirtschaftlichen Zukunft trauten sich viele Paare nicht, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Ein wichtiger Baustein für eine familienfreundliche Gesellschaft sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Um dieses Thema zu fokussieren, denke die Bertelsmann Stiftung über einen Wettbewerb unter dem Motto »Das familienfreundlichste Unternehmen in Ostwestfalen« nach. »Zusammen mit der Ministerin können wir uns darüber hinaus in der Region ein Modellprojekt zu einem ÝMehr-Generationen-HausÜ vorstellen«, sagte Liz Mohn. Es handele sich hierbei um eine Stätte der Begegnung und der Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt, zum Beispiel in Form von Veranstaltungen, Kinderbetreuungs- und Fortbildungsangeboten. Ursula von der Leyen unterstrich, dass in 290 lokalen Bündnissen 34 Millionen Menschen leben und sich mittlerweile 1200 Unternehmen beteiligen. »Es bildet sich das Bewusstsein, dass wir jetzt die Weichen für die Zukunft stellen müssen«, erklärte die Bundesministerin. Um die Familien zu stärken, seien drei Faktoren wesentlich - die Zeit, das Einkommen und die Infrastruktur. Beim Einkommen sei mit der Einführung des Elterngeldes ab 2007 bereits ein erster Baustein gesetzt worden. Allerdings könne der Staat nur den Rahmen schaffen, mit Leben gefüllt werden müssten die Bündnisse direkt vor Ort. »Es gibt kaum bessere Voraussetzungen wie hier in Gütersloh. Das ist vorbildlich«, meinte Ursula von der Leyen.

Artikel vom 05.05.2006