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Das lange Warten
auf den WM-Pokal

Für ein Foto mussten Besucher eine Stunde anstehen

Von Michael Delker (Text)
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Er ist nur 36,8 Zentimeter groß und aus 18-karätigem Gold: der WM-Pokal. Das Allerheiligste im Weltfußball war am Maifeiertag die Top-Attraktion bei der »FIFA WM 2006 Tour« auf dem Gütersloher Rathausplatz. 5000 von insgesamt 17 000 Besuchern mussten viel Geduld aufbringen, um sich mit der goldenen WM-Trophäe fotografieren zu lassen.

Mit einem solchen Ansturm hätten wohl die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Noch bevor sich am Montagmorgen die ersten 120 Fußball-Fans zur Einstimmung auf den WM-Pokal eine spektakuläre 3D-Videoshow anschauen konnten, hatte sich vor dem großen schwarzen Zelt eine lange Schlange gebildet. Sie sollte im Laufe des Tages nicht kleiner werden. Bis zu eine Stunde Wartezeit mussten die Gütersloher in Kauf nehmen, um in die Nähe des Goldpokals zu kommen. Dann ging alles ganz schnell. Wie im Fließband fertigten Tour-Mitarbeiter Polaroid-Fotos und verschenkten sie als Andenken an die Besucher. Wer den Goldpokal anfassen wollte, hatte keine Chance. Freundlich, aber bestimmt schritten die insgesamt sieben Security-Mitarbeiter ein - anfassen dürfen nur Staatsoberhäupter und Fußball-Weltmeister die Trophäe. Keine Sekunde lang ließen die Männer vom Sicherheitsdienst den WM-Pokal außer Augen. Sie selbst mussten zum Weitertransport sogar weiße Handschuhe anziehen.
Wer sich nicht in die bis zu 150 Meter lange Warteschlange einreihen wollte, konnte sich mit Spielen rund um den Fußball vergnügen. 1190 Tour-Pässe verkaufte der Veranstalter, mit diesen konnten sich Kinder am Kopfballpendel üben, am Spritzpistolen-Ball- und Torwandschießen teilnehmen. Beim Tragen-Wettrennen musste das WM-Maskottchen Goleo VI möglichst schnell durch einen Parcour transportiert werden. Die »große Version« des Löwen zog ebenfalls die staunenden Blicke der Besucher auf sich. Zusammen mit seinem Freund »Pille« lieferte sich Goleo lustige Dialoge.
Auf der Bühne begrüßte Moderator Andreas Hermann während des Tages interessante Gesprächsgäste. Im Nachgang zur Gala in der Gütersloher Stadthalle am Sonntagabend würdigte Landesverbandspräsident Hermann Korfmacher noch einmal das Engagement der ehrenamtlich Tätigen. Carsten Jaksch-Nink stellte die Sportschule Kaiserau vor. Dort werden während der Fußball-Weltmeisterschaft die Spanier ihr Quartier beziehen. Aus dem Nähkästchen plauderte auch Klosterpforten-Chef Reinhold Frie. Als in den 90er Jahren Besiktas Istanbul in seinem Hotel unterkam, hatte er nämlich Ärger mit dem Stadtgärtner. Dieser wollte den Rasen auf dem städtischen Sportplatz sieben bis acht Zentimeter hoch stehen lassen, während der Besiktas-Trainer auf drei bis vier Zentimeter bestand. Frie zog die Konsequenzen aus dem Disput und baute eigene Rasenplätze, die ihm schließlich die Tür zum großen Fußball öffneten.

Artikel vom 03.05.2006