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»Barocke Klassik« mit
düsterem Kontrapunkt

Meisterkonzert der Hamburger Symphoniker

Gütersloh (col). Bei der Komposition des Programms für das achte Meisterkonzert hatte der renommierte Dirigent Dr. Jeffrey Tate den Werken des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart anlässlich dessen 250. Geburtstag großen Platz eingeräumt. Im zweiten Teil des Konzertes setzten Tate und die Hamburger Symphoniker mit zeitgenössischer Musik von Anton von Webern und Richard Strauss in der Gütersloher Stadthalle jedoch einen deutlichen Kontrapunkt.

Für die Eröffnung des Abends hatte Dr. Jeffrey Tate aus dem umfangreichen Mozart-Repertoire das Adagio und Fuge c-moll (KV 546) ausgewählt, was ein wenig den Anschein erweckte, als wollten sich die Hamburger Symphoniker der klassischen Musik Mozarts behutsam annähern. Das Werk verbindet nämlich Elemente des Barock mit denen der Klassik - eine Kombination, die Mozart nach intensivem Studium der Werke Händels und Bachs wagte und damit dem Wiener Mäzen Baron Gottfried von Swieten, der sich auch zum Ende des 18. Jahrhunderts noch für die Barockmusik engagierte, einen großen Dienst erwiesen hatte. Die gemächliche »Gangart« des Barock ging hier mit der berühmten Lebendigkeit Mozarts eine gelungene Symbiose ein und eignete sich deshalb auch sehr gut als Einleitung und gleichzeitig Überleitung zu der folgenden Mozart-Symphonie Nr. 39 Es-Dur (KV 543). Mit dieser häufig gespielten, aber auch nach wiederholtem Hören immer noch glanzvollen Symphonie erwiesen Dr. Jeffrey Tate und die Hamburger Symphoniker dem großen Komponisten die Ehre und ließen das festliche Werk und seiner vollen Schönheit erklingen.
Der zweite Teil des Konzertes entpuppte sich - im Gegensatz zur Unbekümmertheit der Mozart-Werke - bei Anton von Weberns Zwölftonwerk Variationen für Orchester op. 30 als intellektuell und nachdenklich, bei Richard Strauss Metamorphosen für 23 Solostreicher AV 142 gar als düster und tief traurig.
Die Metamorphosen, ein Spätwerk von Richard Strauss, entstanden 1945 angesichts der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, die sich vor allem zu Beginn und zum Schluss des im Mittelteil doch etwas langatmigen Werkes überdeutlich Bahn brechen. Der Orchester wusste diese Stimmung sensibel zu transportieren und beschloss den Abend mit dem am Ende düsteren Klagelied.

Artikel vom 03.05.2006