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Arzneien aus dem
Internet bergen
ein hohes Risiko

Apothekerverband warnt


Bad Oeynhausen (WB). Immer mehr gefälschte Arzneimittel aus dem Internet gefährden die Gesundheit von Verbrauchern. »Das Problem ist inzwischen so groß, dass Gesundheitsbehörden und Verbraucherschützer massiv warnen. Bestenfalls sind diese Mittel wirkungslos, im schlimmsten Fall lebensgefährlich«, sagt Peter Czellnik, Vorsitzender der Bezirksgruppe Kreis Minden-Lübbecke des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Die Apotheken im Kreis Minden-Lübbecke bieten verunsicherten Patienten Rat und Hilfe an. »Dazu sind wir als Heilberufler moralisch und gesetzlich verpflichtet«, so Czellnik.
Wer sich über das Internet aus zweifelhaften Quellen Arzneimittel besorgt, gehe ein hohes Risiko ein. Simpler Traubenzucker in Tablettenform schädige zwar nur finanziell. Das vermeintliche Schnäppchen werde aber zur Lebensgefahr, wenn etwa unvermutete Nebenwirkungen auftreten oder sich bei der Einnahme Resistenzen gegen gefährliche Krankheitserreger bilden.
Vor dubiosen Arzneimittelquellen aus dem Internet hat auch der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gewarnt. »Sichere Arzneimittel bezieht man über die Apotheke«, sagte der Minister, »nur Apotheken dürfen mit behördlicher Erlaubnis Arzneimittel auch über das Internet anbieten.«
Eine aktuelle Warnung der EU-Kommission vor einem gefälschten Mittel gegen Fettleibigkeit und Nikotinsucht stellt nach Angaben von Minister Laumann nur die »Spitze eines Eisbergs« dar. Laut Kommission sind in den vergangenen fünf Jahren Fälschungen von 170 verschiedenen Medikamenten in der Europäischen Union bekannt geworden. Vor allem Wachstumshormone, Anabolika, Schlafmittel und Potenzpillen würden als Fälschungen angeboten. Dabei handele es sich nur um die bekannt gewordenen Fälle, sagte Laumann. Er fürchtet »zigtausende von Einzelfällen, in denen Menschen mit gefälschten, veränderten oder nicht verkehrsfähigen Arzneimitteln aus dubiosen Quellen ihre Gesundheit aufs Spiel setzen.« Vorsicht sei besonders bei teuren Arzneimitteln geboten. Bei Billigmitteln lohne sich das Fälschen nicht.

Artikel vom 03.05.2006