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Paderborn muss zum Markenartikel werden

Benteler-Vorstand Wenk fordert mehr Internationalität an den Paderborner Schulen

Von Rüdiger Kache (Text und Foto)
Paderborn (WV). Paderborn muss eine eigenständige, unverwechselbare Marke werden: Das ist das Fazit des Vortrages von Siegmund Wenk, Vorstand der Benteler AG, beim VIP-Abend der Werbegemeinschaft. »Lassen Sie uns alle daran mitarbeiten, dieses Markenzeichen Paderborn zu kommunizieren«, rief er den 200 Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Kirche zu.

»Als ich vor 20 Jahren an die Pader kam, sah hier vieles noch ganz anders aus«, stellte er in seinem durch viele persönliche Erfahrungen geprägten Referat (Thema: »Lokal leben - global handeln«) fest. »Es hat sich seither eine Menge Positives getan, doch es bedarf weiterer Anstrengungen, um das Image nachhaltig zu verbessern.« Allein das Beispiel der Benteler AG zeige die rasante Entwicklung in den zwei Jahrzehnten: Von damals 7600 Mitarbeitern, davon 7000 in Deutschland, und 700 Millionen Mark Jahresumsatz wurde ein Weltunternehmen mit 21 000 Mitarbeitern, 150 Standorten und 5,3 Milliarden Euro Umsatz. Benteler nimmt Rang 47 unter den großen deutschen Unternehmen ein und ist an 45. Stelle der 100 weltweit größten Automobilzulieferer. »Und seit 1923 ist die Konzernzentrale unverändert in Paderborn.
Die Autohersteller erwarteten einfach, dass man ihnen an die Produktionsstätten folge. Das bedeute zwar, dass rund 55 Prozent der Benteler-Mitarbeiter heute im Ausland 73 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschafteten, doch sichere diese Entwicklung auch den Standort Paderborn. Wenk: »Wachstum im Ausland ist auch eine Risikostreuung. Und wer im Ausland investiert, gibt der Konkurrenz weniger Angriffspunkte«
Durch diese Strategie sei es gelungen, lokal zu leben und dennoch global zu operieren. Der Bedarf an Führungskräften und Facharbeitern in Paderborn sei längst nicht mehr durch den lokalen Arbeitsmarkt zu decken. deshalb, so Wenk, müsse Paderborn attraktiv sein für künftige Mitarbeiter. Nicht ganz uneigennützig habe man sich deshalb an der Imagekampagne »Paderborn überzeugt« beteiligt. Als er seinerzeit Freunden seinen Entschluss mitgeteilt habe, nach Paderborn zu gehen, habe er nur ein mitleidiges »Oh, Gott« als Kommentar bekommen. »Heute ist es so, dass Führungskräfte, die erst einmal hier sind, nicht mehr weg wollen«, lobt Wenk den Reiz der Stadt.
Bei aller positiven Entwicklung (Flughafen, Infrastruktur) sehe er als einen ganz großen Schwachpunkt der Region immer noch den Wohnungs- und Immobilienmarkt und im Sinne ausländischer Mitarbeiter mangelnde Internationalität bei Kindergärten und Schulen. »Deshalb überzeugt Paderborn mitunter leider eben nur auf den zweiten oder dritten Blick.«

Artikel vom 04.05.2006