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Vergnügen im Dreierpack

Klasse: Achtes Comedy-Festival des Jugendkulturrings

Rheda-Wiedenbrück (dibo). Keine Frage - fein abgestimmt war das achte Comedy-Festival, zu dem der Jugendkulturring ins Autohaus Thiel eingeladen hatte. Und mag sich auch der Star-Act des Abend als »der unglaubliche Heinz« Gröning bezeichnen; unglaublich waren sie alle auf ihre Art.

Andreas Thiel - schwärzester Politsatiriker der Schweiz, dem man ob seiner galle-giftig-grinsend servierten Boshaftigkeiten sogar das Maul im TV des Alpenstaates verboten hat - fängt mit seinen Betrachtungen da an, wo sich andere erst gar nicht hintrauen: »Die Probleme beginnen im nahen Osten«, sagt er. Und selbst hier schlägt die Weltwirtschaftskrise durch: Die Hamas melde Massenentlassungen bei den Massenselbstmördern. Überhaupt gilt seine besondere Aufmerksamkeit dem »Tod in Palästina«. Wie lautet doch gleich die Thiel'sche Logik: »Wenn ein palästinensischer Präsident tötet, ist er Terrorist. Wenn ein Israeli Menschen umbringt, ist er Präsident«. Thiel, der grandiose Wortspieler, stellt das Bildungssystem bloß - »und wenn alle studiert haben, sitzen wir in Höhlen und schreiben Dissertationen darüber, wie Häuser aussehen, die wir nicht bauen können«. Und er hofft darauf, dass sich sein Hamster Benedikt 16. mit seiner Katze Angela gut verträgt. Der Hund heißt übrigens Ariel.
Vollkommen egozentriert dagegen der »unglaubliche« Heinz Gröning, dessen großes »Einmalheinz« die Zuschauer das Brüllen (vor Lachen, bitteschön) lehrte. Nun kann man sich über Lebensweisheiten wie »Lieber eine Taube auf dem Dach als eine Stumme am Telefon« streiten, nicht aber über seinen köstliche Reinkarnations-Song als »DJ Schiller« und dem wunderbaren Desillusions-Protestlied a la Bob Dylan. Man muss sich eben was einfallen lassen, wenn man aussieht wie ein »kaukasischer Karussellbremser«, der das Herz eines Teletubbie-Zurückwinkers in sich trägt.
Das Duo Schwarze Grütze ist den Comedyfreunden bereits vom zweiten Festival ein Begriff. Trotz der fortgeschritten Stunde - die Veranstaltung endete gegen 23.30 Uhr - verstanden es Dirk Pursche und Stefan Klucke aufs Trefflichste, die rund 200 Zuschauer im ausverkauften Thiel-Showroom bei Laune zu halten. Ob Büttenrede zur Beerdigung eines Karnevalisten, das Lied vom medienwirksam vermarkteten Suizidversuch, ob Thekenlieder-Blues-Potpourri oder die Geschichte vom chinesischen Restaurantbesitzer, der sich gegen die Mafia wehrt (»Er setzte alles auf eine Kalte«) - die »Grütze« ist Spitze. Und das neunte Comedy-Festival längst beschlossene Sache. Man hat ja sonst nichts zu Lachen...

Artikel vom 03.05.2006