03.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 


Hanf bekommt
von Tiede eine
»Galgenfrist«

Gesellschafter kauft Insolvenzmasse

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Das »Projekt Hanffabrik« soll nicht sterben. Nachdem die Gläubigerversammlung in der vergangenen Woche beschlossen hat, die Insolvenzmasse an Gesellschafter Wilfried Tiede zu verkaufen, will der Wertheraner neue Investoren suchen. Er hat der Hanffabrik eine »Galgenfrist« von zwei bis drei Monaten gegeben.

»In den kommenden Wochen wird sich entscheiden, ob und wie es weitergeht«, sagte Wilfried Tiede gestern auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTes. Falls er innerhalb von zwei bis drei Monaten keine Investoren finde, müsse er das Projekt beerdigen, so Tiede.
Der Kauf der Insolvenzmasse sei ein entscheidender Schritt, um wieder handlungsfähig zu werden, betonte Wilfried Tiede. Seitdem die HAV Nafitech GmbH im November Insolvenz angemeldet hatte, lag das Unternehmen in den Händen des Herforder Insolvenzverwalters Hans-Peter Burghardt. Unter seiner Leitung hatten die Gläubiger in ihrer Versammlung am vergangenen Donnerstag beschlossen, die Warenbestände an Wilfried Tiede zu verkaufen. Das Geld wird laut Burghardt an die Gläubiger verteilt, so dass das Insolvenzverfahren in etwa einem Jahr aufgelöst werden könne.
Eine sechsstellige Summe legt Wilfried Tiede für die Insolvenzmasse - 4 000 Tonnen Hanfstroh und mehrere Maschinen, die die Nafitech bereits von der MöllerGroup gekauft hatte - auf den Tisch. Jetzt will der ehemalige Gesellschafter, der auch Vermieter der Hallen für die Hanffabrik ist, die Fühler nach neuen Investoren ausstrecken. »Es wäre eine Schande, wenn das Projekt scheitern würde«, sagt Wilfried Tiede.
Nachdem sein Unternehmen Anfang 2003 geschlossen worden war, hatte Wilfried Tiede große Teile des 5,3 Hektar großen Firmengeländes (16 000 Quadratmeter überbaute Fläche) im Gewerbegebiet Esch vermietet. Tiede: »Ich habe vielen Mietern gekündigt, weil ich vom Hanfprojekt überzeugt war.« Jetzt lagern in seinen Hallen »im Herzen von Werther« 4 000 Tonnen Hanfstroh und diverse Maschinen. Doch es tut sich nichts. Den sieben Mitarbeitern der Nafitech inklusive Geschäftführer Günter Butenuth hatte der Insolvenzverwalter bereits vor Monaten gekündigt, sie haben teils neue Stellen angetreten.
Doch aufgeben will Wilfried Tiede noch nicht. Gesucht werden jetzt ein oder mehrere Investoren, die bereit sind, etwa 14 Millionen Euro in den zweiten Versuch zu stecken. Die Baugenehmigung für eine 7 000 Quadratmeter große Halle liegt ebenso vor wie die Pläne für die Aufschlussanlage und die Zulassung für die Produkte. Auch die Patente sind laut Tiede auf den Weg gebracht. Immerhin hatte die HAV Nafitech in den vergangenen zwei Jahren mehr als drei Millionen in die Vorbereitungen investiert.
»Es ist alles fertig«, sagt Wilfried Tiede. Wenn sich Geldgeber fänden, könne es sofort losgehen. Aber alleine, so der 69-Jährige, könne er die Hanffabrik auf keinen Fall wieder zum Leben erwecken. Dem Wertheraner Unternehmer liegt die Hanffabrik am Herzen. Umso mehr ärgert es ihn, dass Uneinigkeit unter den Gesellschaftern, zu denen auch der Unternehmer Dietmar Harting und die Nixdorf-Brüder gehörten, zum Scheitern des ersten Versuchs geführt hatte. Und falls auch aus dem zweiten Anlauf nichts werde, müsse er das Tiede-Firmengelände eben vermieten oder sogar verkaufen.

Artikel vom 03.05.2006