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Schnelle Debütantinnen und viele Top-Zeiten

Hermannslauf-Nachlese: heiße Kämpfe der »Oldies« - Schub durch günstige Bedingungen


Altkreis (guf). Das war ein Hermannslauf der persönlichen Rekorde: Nach der 35. Auflage (WB berichtete bereits Montag ausführlich) ersetzte so mancher alte Hase die körperliche Anstrengung durch Kopfarbeit, rechnete seine Endzeit über 31,1 km auf die alten Streckenlängen (bis Ende der 90er 30,2 km, bis 2004 30,6) um und kam zu dem Schluss: »So schnell bist du hier noch nie gelaufen.« Die angenehm kühle Witterung half vielen, die Resultate aus dem Vorjahr deutlich zu verbessern - und zauberte etlichen Debütanten nach prima Zeiten ein strahlendes Lächeln aufs Gesicht.
Das galt auch für Kai und Sabine Engels aus Werther. Das sportliche Ehepaar, als Teilnehmer des LC-Solbad-Hermannslauftrainings im März vom WB ausführlich vorgestellt, unterbot die grobe Richtmarke »drei Stunden« um fast 15 Minuten. Gemeinsam mit ihrem Mann lief Sabine Engels bei der Premiere nach ausgezeichneten 2:45:59 Std. durchs Ziel. Das brachte der Mutter von zwei Kindern auf Anhieb Rang 100 unter 1068 Frauen im Ziel und Platz 20 in der Altersklasse W35 - nach nur knapp einem Jahr gezielten Lauftrainings ein super Resultat. Auch die letzte Klippe, die Treppen hinter der Osningstraße, meisterten die EngelsÕ leichtfüßig: »Nach ein paar hundert Metern Regenerationsphase haben mich die Beine von da an wie von alleine bis ins Ziel getragen. Da habe ich über mich selbst gestaunt. Und die Atmosphäre vor dem Ziel auf der Promenade war einfach überwältigend«, berichtet Sabine Engels, die die »super Vorbereitung« durch Andreas Ewert und sein Team hervorhebt.
Noch fünf Minuten schneller unterwegs war in 2:40:56 Std. Annemarie Bluhm-Weinhold, die WESTFALEN-BLATT-Lokalredakteurin in Steinhagen. »Mit dieser Zeit hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet«, überraschte sie sich selbst, ins »Rennen« gegangen mit der Vorgabe »Hauptsache ankommen, drei Stunden sind schon gut«. Hinterher schwärmte sie: »Ich habe das Erlebnis richtig genossen und hatte im Ziel das Gefühl, noch ein paar Kilometer weiterlaufen zu können. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht.« Am Tag zuvor in den LC Solbad Ravensberg eingetreten, konnte sie sich gleich über einen außergewöhnlichen Erfolg freuen: Neben Antje Strothmann (2:18:53), Ingeborg Vogt (2:35:13), Dr. Annemarie Calder (2:37:42) und Marianne Niemann (2:40:44) komplettierte sie das Solbad-Quintett, das in der Frauen-Mannschaftswertung hinter SV Brackwede Platz 2 belegte.
Marianne Niemann (3. der Altersklasse W50), vom Inlineskaten zum Langstreckenlauf gekommen, beeindruckte mit einer Verbesserung um gut acht Minuten gegenüber dem Vorjahr. Ihre Solbad-Klubkameradin Margret Meistrowitz drückte die Zeit aus 2005 um sechs Minuten auf 2:56:30 (2. der W55). Für Manfred Bernstein war es gewiss kein Beinbruch, dass ihm Dieter Bredemeyer (SC Herford), der amtierende Marathon-Westfalenmeister der M70, den Altersklassensieg abjagte: Der Solbader aus Steinhagen war diesmal in 2:45:07 gut elf Minuten früher im Ziel als bei seinem starken Comeback im Vorjahr. Bis nach Oerlinghausen hinein war Siegfried Voßhenrich dem M65-Favoriten Horst Clemens (LC Paderborn) dicht auf den Fersen, musste dann aber abreißen lassen und in den Steigungen Gehpausen einlegen: »Mir fehlten die langen Trainingseinheiten.« 2:26:40 sind dennoch ein klasse Resultat.
Das galt auch für Jürgen Schönkes 6. Rang in der M55 (2:19:17): »Als ich an der Tönsberg-Schutzhütte in 69 Minuten durchgegangen bin, habe ich versucht, aufs Treppchen zu laufen.« Das Tempo war etwas zu hoch, aber der Kämpfer biss sich trotz schmerzhafter letzter Kilometer durch. Ebenso ehrenvoll das Comeback von »Kalle« Anwander mit Platz 4 in der M60 nach einer Meniskusoperation im vergangenen Jahr.

Artikel vom 03.05.2006