03.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Integration vorbildlich verwirklicht

25 Jahre gemeinsames Wandern von Behinderten und Nichtbehinderten gewürdigt

Pr. Oldendorf (js). »Was machen eigentlich die Wittekindshofer Bewohnerinnen und Bewohner den ganzen Tag?« Wer es kann, steht morgens auf, frühstückt und geht zur Arbeit oder in die Schule. Und irgendwann heißt es dann: Feierabend! Für viele geht es jetzt noch einmal richtig los. Sie möchten etwas erleben - Freizeit, die richtig Spaß macht: im Haus, auf der Gruppe, im Freizeitwerk oder einfach zusammen mit einem Freund oder einer Freundin. Und eine ganz besondere Freundschaft verbindet nun seit 25 Jahren die Bewohner der Diakonischen Stiftung des Wittekindhofes mit der Wandergruppe des Heimat- und Verkehrsvereines Pr. Oldendorf.

Seit 25 Jahren gehen sie zusammen auf die Maiwanderung, haben Spaß und schließen Freundschaften. Mittlerweile sind die Wittekindhofer bei zahlreichen weiteren Aktivitäten in und um die Wiehenstadt gern gesehene Gäste. Auch diesmal waren sie wieder zahlreich vertreten. Die rund 15 Kilometer lange Wanderstrecke begann am Parkplatz des Aussichtsturmes an der Bergstraße. Unter Begleitung des DRK starteten die 100 frohen Wanderer dort zu ihrer sonnigen Tour. Beim Frühstück im Gemeindehaus Lintorf stärkten sie sich, um dann gemeinsam ihren Weg zur Hauptschule Pr. Oldendorf fortzusetzen. Dort wartete bereits ein deftiges Mittagessen auf die hungrigen Spaziergänger.
Ein buntes Musikprogramm mit dem Schulchor und der Tanzgruppe der Grundschule Pr. Oldendorf eröffnete anschließend die Jubiläumsfeier in der Hauptschulaula. Der fetzige Sound von Michael Jackson und Madonna wechselte hier mit klassischen Tönen von Mozart - allerding in Popform.
Klaus Kesting, Wanderwart der Pr. Oldendorfer Wandergruppe, begrüßte die zahlreichen Gäste und freute sich besonders, dass auch die ehemaligen Bürgermeister Wilhelm Bettenbrock und Hartmann Wünsch gekommen waren, die in ihrer Amtszeit gern die Maiwanderungen begleitet hatten. In seinem Rückblick auf 25 Jahre gemeinsamen Weg berichtete Eckhard Rux, ehemaliger Leiter des Freizeitwerkes im Wittekindhof, von den anfänglichen Zweiflern, die diese Unternehmung als ein Strohfeuer dargestellt hatten. Doch die drei Gründungs-»Heinrichs«, Heinrich Vortmeier, Heinrich Lange und Heinrich Eggert, hätten bewiesen, dass diese gemeinsame Aktion von behinderten und nicht behinderten Menschen einen zukunftweisenden Weg der Integration darstellt.
Eckhard Rux verwies auf diese drei Gründer, als er ausrief: »Zukunft braucht Erfahrung - von den Alten!« Seinen Dank richtete er an die Kirchengemeinden und die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die das Freizeitwerk unterstützen. An diesem 1. Mai wanderte Eckhard Rux das letzte Mal offiziell mit; als seinen Nachfolger im Freizeitwerk stellte er Achim Grunow vor.
»Was so lange gewachsen ist, das geht auch weiter«, blickte Günter Lusmöller von der Singgemeinde Lashorst zuversichtlich in die Zukunft der Wanderfreunde, bevor der Chor die Gäste mit fröhlichen Frühlings- und Wanderliedern zum Mitsingen aufforderte.
Pr. Oldendorfs stellvertretende Bürgermeisterin Marlotte Oestreich stellte in ihrer Ansprache fest, dass das Wandern in erster Linie Spaß bringe, von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter. Die Freundschaft zwischen Wittekindshof und Pr. Oldendorf sei seit einem Vierteljahrhundert ein fester Bestandteil der Planungen für Wanderungen. In der Gruppe könne man einfach mehr erleben, so ihr Fazit.
Für Friedhelm Ortgies, CDU-Landtagsabgeordneter und Mitglied im Kuratorium Wittekindshof, waren die 25 Jahre gemeinsames Wandern mit zwei Namen verbunden: Heinrich Vortmeier und Eckhard Rux. Beide hätten zusammen einen vorbildlichen Schritt zur Integration Behinderter getan. »Gemeinsames Wandern ist gelebte Integration«, stellte er fest und empfahl unter dem Motto »Willkommen im Leben«, weiter zu machen.
Uwe Thünemann, pädagogischer Leiter des Wittekindshofes, schloss sich dem an und machte deutlich, welche Mühen die Behinderten auf sich genommen hatten, um an der Maiwanderung teilnehmen zu können. Mit den Worten »Ein Wanderer muss vor dem Hähnekrähen aufstehen«, stellte er die Lust und Freude der Wittekindhofer an diesem Ereignis heraus.
Auch der Präsident des Wiehengebirgsverbandes, Manfred Beermann, lobte das Engagement der Pr. Oldendorfer Wanderer und ganz besonders das Engagement von Eckhard Rux mit einem Zitat von Erich Kästner: »Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!« Im Namen der Kirchengemeinde Pr. Oldendorf und des Presbyteriums gratulierte Pastor Christoph Kriebel zur »Silberhochzeit von Freizeitwerk Wittekindhof und Pr. Oldendorfer Wanderern«, bevor er die Gäste zu einem musikalischen Tischgebet in Kanonform anleitete. Bei Kaffee und Kuchen kamen die Gäste ins Gespräch und stellten fest, dass es neben der Liebe zum Wandern noch viele weitere Gemeinsamkeiten gibt.
Die Wittekindhofer Gruppe »Senioren in Bewegung« startete dann den zweiten Teil des Bühnenprogrammes. Sich im Sitzen zu bewegen, kann auch Spaß machen, stellten die Gäste fest, als sie von der Bühne aus zum Mitmachen animiert wurden. Leichte Übungen mit farbigen Tüchern machten allen Spaß.
Und dann nahmen Uwe Thünemann und Friedhelm Ortgies vor der Bühne Aufstellung, um die von allen erwartete Ehrung der Wanderer, insbesondere derjenigen, die seit 25 Jahren immer bei den Maitouren dabei waren, vorzunehmen. Von der Wandergruppe Pr. Oldendorf waren das Wilma Heidrich, Hildegard Hagensieker und Richard Hagensieker. Von der Wandergruppe Wittekindshof waren seit 1981 bei jeder Maiwanderung Brigitte Simon, Wolfgang Schlestinger, Martin Loht, Herbert Schöppner, Eckhard Rux, Jürgen Henke und Hermann Preis Deimler dabei. Neben jeweils einer Urkunde gab es auch einen bunten Blumenstrauß für jeden Jubilar.
Im Namen der Wandergruppe des Heimat- und Verkehrsvereines Pr. Oldendorf überreichte anschließend Klaus Kersting einen Jubiläumsteller zur Erinnerung an eine beständige Freundschaft an die Wandergruppe des Freizeitwerkes Wittekindhof, den Eckhard Rux und Achim Grunow gern entgegen nahmen.

Artikel vom 03.05.2006