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Richtig reagieren ist wichtig

Theaterstück will Grundschüler sensibilisieren


Pr. Oldendorf (wm). Sexueller Missbrauch von Kindern geht längst nicht immer mit dicken Schlagzeilen einher. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich bis zu 330 000 Kinder auf unterschiedlichste Weise derart missbraucht werden - ganz häufig im Familien- oder Bekanntenkreis. Damit Mädchen und Jungen Anzeichen dafür rechtzeitig erkennen und entsprechend reagieren lernen, hat die Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück ein Präventionsprogramm entwickelt, das es in Schulen spielt. »Mein Körper gehört mir« ist der Titel; Kindern soll beigebracht werden, dass ihr Körper ihr persönliches Eigentum ist, dass sie bei Berührungen ein gutes oder auch schlechtes Gefühl haben können, wie man angemessen darauf reagiert und wie man mit Gefahrensituationen umgeht.
100 Spielpaare sind mit diesem Stück in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs; am Freitag machten Markus Brockmeyer und Emer Morris zum ersten Mal in der Klasse 4b von Gertrud-Elisabeth Horstmann Station. Für Markus Brockmeyer eine seit 1995 gewohnte Situation - für Emer Morris dagegen nicht. Denn sie stand bisher als Regieassistentin eher im Hintergrund; jetzt steht sie als Schauspielerin vor den - wenn auch noch jungen - Menschen. »Das ist ungewohnt, und ich muss erst lernen, gerade auch auf Kinder spontan zu reagieren«, ist ihr noch ganz frischer Eindruck.
In der 4b stellte sich das Duo mit einem Lied vor, sang es mit den Kindern gleich noch einmal, gab in kurzen Szenen Beispiele für Berührungen: Begrüßung, Schulterklopfen, Umarmung und ließ die Schüler selbst welche suchen. So kamen die Schauspieler mit ihnen schnell ins Gespräch, das noch zweimal fortgesetzt wird. In der Klasse wird diese besondere Schulstunde nun nachbearbeitet, bevor in der nächsten Woche kindgerecht und auch lustig das heikle Thema »sexuelle Übergriffe von Fremden« angesprochen, sexueller Missbrauch definiert und die Frage geklärt wird, wie und wo man Hilfe suchen und bekommen kann.
Um das Tabu »sexueller Missbrauch im Familien- oder Bekanntenkreis« geht es beim dritten Gastspiel des Theaterduos in zwei Wochen. Entscheidend - so die Botschaft von Markus Brockmeyer und Emer Morris gleich zu Beginn - sei immer, auf das eigene Ja- bzw. Nein-Gefühl zu Berührungen richtig zu reagieren in dem Bewusstsein, »dass mein Körper mir gehört«.

Artikel vom 29.04.2006