01.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Dorf lebt durch seine Menschen

Vinsebeck feierte 975-jähriges Bestehen - Zeugnisse der Geschichte

Vinsebeck (nf). »Gute Zeiten - schlechte Zeiten!« In der Geschichte Vinsebecks erinnert das nicht an einen Soaptitel, es verbindet sich damit das wechselvolle Auf und Ab, das die 975-jährige Geschichte des Dorfes prägte, das urkundlich 1031 erstmals aus dem Dunkeln trat. Damals schenkte der fränkische Kaiser Konrad II. dem Bischof Meinwerk zu Paderborn das Gut Sannanabiki, zu dem Liegenschaften in »Vinesbiki« (Vinsebeck) gehörten.

Am Wochenende feierte das Dorf mit vielen Gästen das 975-jährige Dorfjubiläum. Landrat Hubertus Backhaus: »Vinsebeck blieb Vinsebeck in guten und weniger guten Tagen!« Schirmherr Simeon Graf Metternich, dessen Familie seit mehr als zwei Jahrhunderten mit dem Dorf, dessen Geschichte und der Dorfbevölkerung eng verbunden ist, dankte nicht nur den Mitgliedern des Heimatvereins für ihren Einsatz bei der Vorbereitung des Jubiläums. Die Herren von der Lippe hatten in Vinsebeck und Umgebung einst Eigen- und Lehensbesitz, hier errichteten sie ihr Stammhaus. Mit dem Tod des Moritz von der Lippe erlosch 1767 die Linie Vinsebeck, der Besitz ging an seine Schwester Theresia von der Asseburg zur Hinnenburg über. Die »alte Oberhofmeisterin« übertrug das Vermögen auf ihre jüngste Tochter Antonette, vermählt mit Johann Ignatius »Wolff Metternich zur Gracht«. Deren einziger Sohn Maximilian Werner Reichgraf von Wolff Metternich zur Gracht zog mit seiner Gemahlin 1796 nach Vinsebeck.
Der Schirmherr erinnerte an die vielen Geschlechter, die den Ort trotz Seuchen und Kriegen nie aufgegeben hatten. »Dafür durften sie sich glücklich schätzen, in dieser schönen Landschaft zu leben«, so Simeon Graf Metternich, dem Heimatdichter Anton Riesel ein zum Jubiläum verfasstes Gedicht überreichte. Auch Antonia Klaholz trug im Festzelt ein Gedicht vor.
Landrat Backhaus bezeichnete die Geschichte eines Dorfes wie die eines Hauses, aber Daten seien nicht Alles. »Ein Dorf lebt durch Menschen, die es bewohnen, gestalten und dadurch unverwechselbar machen.« Ein derart großes Jubiläum biete Anlass, sich bewusst zu machen, wie sehr das Zusammenleben durch ein Band der Nachbarschaft geprägt werde, durch wirtschaftliche Verflechtungen und durch Aktivitäten in Form von Festen und Feiern.
In seinem Grußwort beschäftigte sich Bürgermeister Joachim Franzke mit Zeugnissen der Geschichte, darunter Dorfkirche, Schloss, aber auch die Schule, die Graf Metternich Quellen oder die Handwerksbetriebe, die vielen Generationen ihr Auskommen boten. Zweimal habe das Schloss die Kulisse für Kinofilme geliefert: »Der tolle Bomberg« und »Griseldis«. Auf dem Schloss machte Gräfin Dönhoff, die Herausgeberin der »Zeit« Station bei ihrer Flucht aus Ostpreußen. Franzke lobte das Gemeinschaftsgefühl: »Was das Dorf lebenswert macht, wurde durch gemeinsame Anstrengungen erreicht.« Als Beispiel führte er den Bau der Turnhalle an. Dieser besondere Vinsebecker Geist zeigte sich zuletzt beim Umbau der Grundschule, als unter Regie der Schützen beachtliche Eigenleistungen eingebracht wurden. Dank der Bereitschaft der Bürger, sich mit ihrem Ort zu identifizieren und einzubringen, könne Vinsebeck getrost in die Zukunft schauen. Das hatte Ortsheimatpfleger Heinz Schäfers in der ersten Ortschronik zum 950-jährigen Jubiläum festgehalten: »Trotz Armut und Not verstanden sie es, durch Fleiß und Treue zur Heimat zu überleben«.
Die Lebendigkeit des Dorfes drückte sich in einer Ausstellung aus, mit der sich die örtlichen Firmen ebenso präsentierten wie alte Handwerkskunst, die Vielfalt des Vereinslebens und die Sportlichkeit der Segelflieger, die auf dem Frankenberg seit vielen Jahren eine Heimat gefunden haben.
Für Abwechslung sorgten die Kunstradfahrer aus Lieme und zahlreiche Musikgruppen. Am Heubachufer ließen die Schützen einen alten Brauch aufleben, als sie im Bereich des alten Turnplatzes einen Maibaum errichteten. Auf dem Gutshof lockte eine Oldtimer Treckerausstellung die Besucher.

Artikel vom 01.05.2006