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Von Rüdiger Kache

Paderborner
Perspektiven

Viel Erfolg, Herr Bürgermeister!


Rauchende Köpfe am Verhandlungstisch: So muss man sich wohl die illustre Runde vorstellen, wenn Bürgermeister Heinz Paus und sein Stab - wie gestern wieder - mit den Anwohnern der Paderborner Straße, die als »Stadion-Verweigerer« in die Stadtgeschichte eingehen werden, doch noch um eine gemeinsame Lösung ringen.
Ungeachtet der in der März-Ratssitzung auf Druck der CDU-Fraktion gesetzten Frist 30. April - sollte bis dahin keine Einigung mit den Anliegern erzielt worden sein, werde ein neues Bebauungsplanverfahren umgesetzt - werde intensiv weiter gerungen, so lautete es gestern am Rande einer weiteren Marathon-Verhandlungsrunde aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen.
Einer der Knackpunkte soll dem Vernehmen nach die Forderung der Anwohner nach der Genehmigung der Stadt für weitere Bebauungsmöglichkeiten im rückwärtigen »Gartenland« sein. Diese Genehmigung aber könne die Stadt nur mit der Zustimmung des Regierungspräsidenten geben oder wenigstens in Aussicht stellen, da es sich hier um Grundstücke im »Außenbereich« handele.
Wie dem auch sei: Fest steht, dass man einer Kompromisslösung deutlich näher gekommen ist, als es bislang den Anschein hatte. So seien die betroffenen Anlieger sich einig in dem Bemühen, wirklich ein Ergebnis zu erzielen, mit dem alle leben könnten und durch das auch die Zukunft des SCP im neuen Stadion gesichert sei. Alles andere, so ein Insider, mache doch keinen Sinn. In der Tat könnten sich die Anwohner auf das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes berufen und sich bequem zurücklehnen, wenn sie es denn nur auf den Boykott der Arena abgesehen hätten.
Vielleicht war es wirklich unglücklich, den 30. April als Stichtag so hoch zu hängen. Hier hätte Bürgermeister Paus, der von dem Vorstoß der CDU sichtlich überrascht wurde, gleich die Notbremse ziehen müssen, anstatt zuzulassen, dass zu hohe Erwartungen an diesen Tag geknüpft werden. Nur er allein als Verhandlungsführer kann die wirklichen Chancen für eine Einigung abschätzen - und er hat stets die Hoffnung darauf formuliert, ohne einen konkreten Zeitplan dafür zu geben.
Nicht ohne Wirkung auf die Anlieger der Paderborner Straße dürfte jedoch die Bereitschaft des Rates gewesen sein, einen Schlusspunkt zu setzen und notfalls völlig neu zu planen. Das hätte die Chancen der »Verweigerer«, die jetzt im Mittelpunkt stehen, deutlich geschmälert, ihre Maximalforderungen durchzusetzen. Auch die Zusage des Ligaausschusses, dem SC Paderborn eine weitere Spielzeit im Hermann-Löns-Stadion (unter 500 000 Euro teuren Zusatzauflagen) zu genehmigen und damit die Lizenz für die Bundesligasaison 2006/2007 zu erteilen, gäbe dazu die nötige »Planungs-Luft«.
Man kann dem Bürgermeister zum Wohl des Fußball-Sportes in Paderborn nur wünschen, dass er in der Endphase der Verhandlungen jetzt kühlen Kopf bewahrt und ein sensibles Händchen hat. Dann rollen bald wieder die Bagger in der Arena.

Artikel vom 29.04.2006