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Bei Fräulein Schengberg
turbulente Zeiten erlebt

Ehemalige Mittelschüler trafen sich nach 50 Jahren

Halle (mas). Wenn Menschen sich zusammentun, die sich seit langem kennen, wird's bunt und lustig. Erst recht, wenn sie gemeinsam die Schulbank gedrückt haben und wenn es sich gar um ein 50-jähriges Jubiläum handelt.

Freitag trafen sich 38 ehemalige Schüler der Realschule Halle im Gasthof Jäckel, um Erinnerungen aufleben zu lassen. Eine turbulente Schulzeit in der damals noch so genannten Mittelschule lag nach ihrer Einschulung durch Rektorin Wilhelmine Schengberg vor ihnen. 140 Mark Schulgeld galt es zu zahlen - so viel verdiente damals ein Facharbeiter. Erst 1956 gab es die Schulgeldbefreiung.
Auch die Kohleknappheit machte frierenden Lehrern - damals leitete Fritz Bredlow die 6a und Therese Cramer die 6b - und Schülern das Lehren und Lernen unmöglich, und sie mussten zum Teil ins Haller Kreishaus, zu Storck oder gar ins Haus von Lehrer Fritz Dewald ausweichen. Mit insgesamt 64 Schülern - 28 aus der a und 36 aus der b - war dessen Haus voll. Was auch für die Schulklassen damals galt, denn 50 Prozent der Schüler waren Flüchtlinge und Evakuierte, die kriegsbedingt ein bis zwei Jahre keinen Ausgezeichnete
Abschlüsse
Unterricht hatten. Demnach wurden zum Teil drei Jahrgänge in einer Klasse unterrichtet. Die alle mit dem Fahrrad kommen mussten, bei Einzugsbereichen von Steinhagen über Borgholzhausen bis nach Werther eine ziemliche Leistung. »Wir waren alle heilfroh, wenn unser Fahrrad heile blieb«, brachte es Wolfgang Fauck auf den Punkt. Der ehemalige Schüler der 6 a hatte gemeinsam mit seiner Irene Wittler aus der 6 b das Wiedersehen organisiert.
Zeit zum Blödsinnmachen fanden die Pennäler dennoch, was besonders »Reli«-Lehrer Gerhard Mütze zu spüren bekam, denn Elke Heienbrock, geborene Kaster, hatte samt ihrer Freundinnen damals das viele Nachsitzen satt. Kurzerhand zerlegte sie das Fahrrad des armen Mütze in seine Einzelteile.
Dennoch wurden gute Abschlüsse hingelegt, denn auch der ehemalige FDP-Vorsitzende Folker Dewald und August Wilhelm Rolf-Kiel zählten zu den einstigen Abschlussschülern ebenso wie Lydia Gödecke von den Haller Landfrauen. Auch Wilhelm Reich, früher Haller Vize-Verwaltungschef und Ulrich Bardehle, Kirchmeister im Presbyterium der Kirchengemeinde Steinhagen, reihten sich in die Pennälerschar.
Die weitest Angereisten aus Bornholm und Gran Canaria bedachte Wolfgang Fauck mit einem besonderem Geschenk. Den Vogel abgeschossen hatte Oberstleutnant a. D. August Wilhelm Heise, der in München lebt, aber auch in Kapstadt ein Domizil hat. Versüßt wurde der Abend zudem noch von Wolfgang Fauck, der mit einer gelungenen Darbietung, in der ein Bettlaken, mehrere Hände und etwas zum Trinken eine Rolle spielten, seine ehemaligen Mitstreiter aufs Korn nahm.

Artikel vom 01.05.2006