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Die Entwicklung der Betriebskosten für das »Leuchtturm-Projekt« MARTa wird von Ratsmitgliedern mit Sorge beobachtet.Foto: Hannemann

Warten auf
die Rechnung

MARTa-Kosten bei 30 Mio. Euro

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Sie lässt weiter auf sich warten: Die seit Ende 2005 ausstehende und zuletzt für Ende März angekündigte MARTa-Abschlussrechnung. Nach Informationen des HERFORDER KREISBLATTES haben die Gesamtkosten des »Leuchtturm-Projektes« inzwischen die Marke von 30 Millionen Euro erreicht - und möglicherweise bereits überschritten.

Im November war noch von einem Investitionsvolumen von 28,8 Mio. Euro die Rede gewesen. Die vor Baubeginn veranschlagten Kosten lagen 1999 bei »nur« 30 Mio. D-Mark. Erfreulich positiv entwickelt haben sich bislang die Besucherzahlen: Im Oktober 2005 konnte Museumsdirektor Jan Hoet den 100000. Gast an der Goebenstraße begrüßen, am vergangenen Wochenende den 150000. Dennoch beobachten Ratsmitglieder vor allem die laufenden Kosten für MARTa mit Besorgnis. Die Stadt hat ihren jährlichen Betriebskostenzuschuss auf 1,5 Mio. Euro »gedeckelt«. Über eine E.ON-Ausschüttung kommen weitere 500000 Euro hinzu, befristet auf drei Jahre. Diese Summe von zwei Mio. Euro wird unbestätigten Informationen zufolge voraussichtlich um 500000 bis 600000 Euro überschritten. »Wir müssen aufpassen, dass uns die Betriebskosten nicht aus dem Ruder laufen«, warnen Ratsmitglieder. In den Fokus rückt in diesem Zusammenhang auch die üppige personelle Ausstattung des Museums: Im Ende März vorgelegten Haushaltsentwurf hatte Stadtkämmerer Manfred Schürkamp 44 Stellen für die MARTa Herford gGmbH genannt. Im Etat nicht eingeplant sind bislang zusätzliche Mittel für den Fall, dass die Stadt Geld für MARTa »nachschießen« muss. Mit Blick auf eine absehbare Kostenüberschreitung hatte die FDP die Festschreibung einer »Notreserve« von einer Mio. Euro beantragt.
Bürgermeister Bruno Wollbrink, der selbst als SPD-Oppositionschef von seinem damaligen CDU-Amtsvorgänger Thomas Gabriel immer wieder exakte Kosteninformationen angemahnt hatte, wollte gestern auf Anfrage nicht Stellung nehmen. Ende März habe sich der Verwaltungschef erstmals Zahlen zur Schlussabrechnung vorlegen lassen, teilte Büroleiterin Jutta Decarli mit. Weil ihm diese nicht schlüssig erschienen, habe Wollbrink einen Prüfauftrag zur Begründetheit der Rechnung erteilt. »Die Zahlen werden ihm Mitte Mai erläutert«, sagte Decarli. Dann werde der Bürgermeister Politik und Presse informieren. Im kleinen Kreis können Fraktionschefs und Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses am heutigen Samstag eine erste »informelle Information« erwarten, wenn sie sich am Rande einer E.ON-Veranstaltung zu Beratungen treffen. Darauf lässt zumindest der Tagesordnungspunkt 1 schließen: »MARTa: Schlussrechnung, Verfahren«.

Artikel vom 29.04.2006