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Eigene Kola zum Fest und
alter Scheffel von 1536

Vinsebeck lädt am Wochenende zur 975-Jahrfeier ein


Von Harald Iding
Vinsebeck (WB). Kleine Sensationen, ungewöhnliche Ereignisse am Rande oder alte Schätze, die im Verborgenen schlummern -Êauch das macht das Leben in einem Dorf so liebenswert und einzigartig.
Nach der ausführlichen Berichterstattung über die Dorfgeschichte Vinsebecks und das anstehende Festwochenende stellt das WESTFALEN-BLATT heute zwei bemerkenswerte Beiträge zum Jubelfest vor.
Zum einen ist es die mit der Region eng verbundene Familie Schöttker, die mit Unterstützung von Betriebsleiter Stefan Kappler dafür Sorge trägt, dass der traditionsreiche Brunnenabfüllbetrieb (vor genau 100 Jahren verließen die ersten Wolf-Metternich-Brunnen-Füllungen den Betrieb) bis heute nichts von seinem Stellenwert eingebüßt hat.
Gestern besuchte das WESTFALEN-BLATT die »Durstlöscher-Experten«, denn es gab eine ungewöhnliche Premiere zu feiern: die Neuauflage eines alten »Schlagers«. Dazu sagte Seniorchef Ernst-August Schöttker (seit Sohn ist derzeit auf Geschäftsreise): »Zum Ortsjubiläum haben wir in eine alte Rezepturkiste gegriffen und das Kolarezept aus dem Jahre 1952 ausgegraben. Dies brachte uns auf den Gedanken anlässlich des Jubiläums der Ortschaft, diese Kolalimonade mit dem damaligen Etikett für eine beschränkte Menge wieder aufleben zu lassen.«
Und so dürfen sich die Festbesucher nicht nur über eine leckere »Kola« mit einem angenehmen Geschmack freuen, sondern auch über eine kleine Ausstellung der Schöttkers in einer der Festhallen, die das Leben und das Arbeiten in dem Brunnenbetrieb im Laufe der Jahre anschaulich dokumentiert.
Einen wahren Schatz hat der weit über die Region bekannte Heimatdichter Anton Riesel in seinem schmucken Haus. »Der Scheffel ist ein Maß, das man schon in frühen Zeiten kannte.« Kunstvoll aus Holz und Eisenbändern hergestellt, diente er den Menschen als Mengenmaß -Ênachdem sich so langsam Handel und Wandel entwickelten. Riesel sagte dieser Zeitung: »Noch heute wird im Kreis Lippe das Land nicht nach Morgen, sondern nach Scheffelsaat gerechnet. Der Scheffel, der in der Diele bei uns hängt, trägt eingebrannt die Jahreszahl 1536 und dann noch einmal 1845 sowie zwei Tierkreiszeichen und ein Brandmal, das allerdings nicht mehr zu deuten ist.« Mit dem Scheffel dürfte Anton Riesel über eines der ältesten noch von Generation zu Generation überlieferten Relikte verfügen. Es ist ein kostbares Stück, wobei nicht der materielle, sondern der ideelle Wert an erster Stelle steht.

Artikel vom 28.04.2006