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Standortgarantie aus Stahl

Mit zwei neuen Pressen produziert Miele neue Waschmaschinen

Gütersloh (rec). Die Standortgarantie für Gütersloh kommt aus Italien. Es sind zwei mächtige Tandem-Pressen, acht Meter hoch, 30 Meter lang, sechs Meter breit. Sie wurden in den vergangenen Wochen im Presswerk der Firma Miele aufgestellt. »Das ist ein in Stahl gegossenes Standortbekenntnis. Die Pressen baut hier so schnell niemand ab«, sagt der neue Betriebsratsvorsitzende Klaus Niebusch.

Die eine Presse hat eine Kraft von 1200 Tonnen, die andere kommt auf 1000 Tonnen. Beide fertigen acht Teile pro Minute. Die »Teile« sind vor allem Komponenten der neuen Waschmaschinen-Baureihe. Gewölbte Vorderfronten, aufgesetzte Pultblenden, neue, hochfeste »Zwei-Komponenten«-Türen, die ohne Chrom auskommen, ergonomische Türöffnungen, in die man nun mit beiden Händen hineingreifen kann - die weißen, schnittigen Wäscheferraris dürften allein dazu beitragen, dass sich die 18-Millionen-Euro-Investition schon bald rechnen wird.
Die beiden neuen Pressen sind Teil der vom technischen Geschäftsführer Dr. Eduard Sailer beim Bilanzpressegespräch erläuterten Wachstumsstrategie. Insgesamt investiert Miele 55 Millionen Euro in eine völlig neue Produktpalette von Wäschepflegeräten. Neben den Gütersloher Pressen zählen dazu eine zweite Geschirrspülerlinie im Werk Bielefeld, eine neue »Backmuffelfertigungsanlage« in Oelde und Investitionen in die Logistik am Standort Gütersloh. Diese »strategischen Investitionen« machen Sailer zufolge 80 Prozent des gesamten Investitionsvolumens der Firma Miele aus. Die verbleibenden 20 Prozent sind Ersatzinvestitionen.
Der Zuwachs, der mit diesen Investitionen erzielt werden soll, wird vor allem aus dem Ausland kommen - daran ließen Horst Schübel (Geschäftsführer für Finanzen, Controlling und Hauptverwaltung) und Dr. Reto Bazzi (Marketing und Vertrieb) keinen Zweifel aufkommen. Auf der von ihnen aufgeteilten Landkarte gibt es »gut gehende Miele-Länder« wie etwa Australien, Südafrika, und die Länder Nord- und Mittelamerikas. Und es gibt »Länder, die für uns interessant sind.« In Südamerika zum Beispiel werden Miele-Geräte über Importeure vertrieben; eine eigene Vertriebsgesellschaft, zu der auch ein Netz von Miele-Vertragshändlern gehört, gibt es dort noch nicht. »Sicherlich lohnt sich die Prüfung, ob und in welchen Ländern dort eine eigene Struktur möglich und sinnvoll ist«, kündigte Horst Schübel an.
70 Prozent seines Umsatzes verdient Miele im Ausland. Dort wird das Geld erwirtschaftet, mit dem auch die Löhne der 4550 Beschäftigten in Gütersloh bezahlt werden. Deren tariflich vereinbarte Gehaltsaufbesserung in Höhe von drei Prozent bezeichnete Schübel zwar als »verkraftbar«, doch: »Es wird in gleichem Maße schwieriger, gegen die internationalen Mitbewerber zu bestehen.«

Artikel vom 28.04.2006