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Der »Hausarzt« von Gold-Kati Wilhelm

Im WB-Gespräch: Prof. Dr. Martin Halle aus Steinhagen betreut in München Spitzensportler

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Er betreut Kati Wilhelm und das deutsche Biathlon-Team, behandelt die Nordischen Kombinierer ebenso wie die Schwimm-Nationalmannschaft - er ist der »Hausarzt« der Spitzensportler: Prof. Dr. Martin Halle. Der gebürtige Steinhagener ist anerkannter Sportmediziner, Kardiologe und Internist in München. Am Mittwochabend war er zu Gast in seiner Heimatgemeinde.

Auf Einladung des Ärztevereins Gütersloh referierte der Lehrstuhlinhaber der TU München in der Alten Schmiede über »Körperliche Aktivität und Training bei koronaren Herzkrankheiten und Herzinsuffizienz« (siehe dazu Extra-Kasten). Es ist das Thema des 43-Jährigen. Im Münchner Klinikum rechts der Isar baut er gerade einen Schwerpunkt Sportkardiologie auf. Dort ist er seit knapp drei Jahren Direktor des »Instituts für präventive und rehabilitative Sportmedizin«. Eine tolle Arbeit, schwärmt er im Gespräch, das das WESTFALEN-BLATT mit ihm im Vorfeld des Seminars führte.
Das Institut ist im Olympiazentrum angesiedelt und genießt einen so guten Ruf, dass die Spitzensportler inzwischen gerne nach München kommen. Und Martin Halle und sein Team, zu dem sieben Ärzte gehören, sind - und zwar schon seit Jahren - mit den Sportlern auch unterwegs. Als ihre Hausärzte eben. Zu den Olympischen Spielen in Turin reiste ein Kollege mit, Martin Halle selbst hat die deutschen Biathlon-Damen etwa bei der Vorbereitung ins Trainingslager nach Osttirol begleitet. »Wir waren in großer Höhe auf einem abgelegenen Bauernhof untergebracht. Wir hatten sogar einen eigenen Koch dabei«, berichtet der Doktor. Mit Kati Wilhelm, Uschi Disl, Martina Glagow, Andrea Henkel, Katrin Apel und Simone Denkinger und dem Betreuerstab um Trainer Uwe Müßiggang tagelange in den Bergen: »Da muss man schon auf einer Wellenlänge sein«, sagt Martin Halle dann auch. Zumal es nicht nur etwa eine Verletzung oder auch einen leichten Infekt, wie er Martina Glagow und Andrea Henkel ereilte, zu kurieren gilt, sondern auch die psychologische Betreuung ins Spiel kommt: »Die Sportler stehen unter einem enormen Druck. Das ist nicht nur Leistungsdruck. Da steht dann auch schon im Training etwa ständig die Anti-Doping-Kommission auf der Matte und möchte Proben haben.«
Mit dem Spitzensport hat der 43-Jährige, der in Steinhagen aufwuchs - und in der Spvg. an der Tischtennisplatte Sport trieb - und in Bielefeld zur Schule ging, nicht erst seit Münchner Tagen zu tun. Neben Kiel, Florida und London war Freiburg einer seiner Studienorte - und dort ist ein Institut von Weltruf beheimatet. Sein Professor Josef Keul war auch Arzt der Olympiamannschaft und des Davis Cup Teams. Und Martin Halle betreute schon in seiner Assistenzarztzeit Leute wie Jan Ulrich und Martin Schmidt - und die Biathlethen. »Ohne Freiburg wäre ich vielleicht gar nicht zur Sportmedizin gekommen«, sagt er.

Artikel vom 28.04.2006