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Videoüberwachung statt Krankenhaus

Neues Projekt ermöglicht Parkinson-Patienten eine Behandlung in den eigenen vier Wänden

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK). Annelore Kleigrewe leidet seit über drei Jahren an der Parkinson Krankheit. Das Fortschreiten dieser Krankheit macht eine häufigere Umstellung, beziehungsweise Anpassung der Medikation notwendig. Eine mitunter heikle Angelegenheit, wie der Herforder Neurologe Dr. Heiko Müller erläutert, die oft einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht.

Dieser blieb Annelore Kleigrewe dank eines neuen Projektes erspart. Mit Hilfe der ambulanten videounterstützten Parkinsontherapie konnte sie zu Hause behandelt werden.
Dr. Müller ist in der hiesigen Region der einzige, der diese Therapie anbietet. Sie ermöglicht eine regelmäßige Überwachung des Patienten. Im Rahmen des Projektes erhält der Patient für 30 Tage eine Kamera und einen Drucker. Zu vorgegebenen Zeiten (drei- bis viermal täglich) und nach Bedarf setzt der Patient sich vor die Kamera, absolviert angesagte Übungen und kann sich bei Bedarf auch über sein Befinden äußern. Eine Aufnahme dauert zwei Minuten. Die Aufnahmen werden direkt an das Herz-Jesu-Krankenhaus in Münster-Hiltrup übertragen. Die Klinik betreut das Projekt, insbesondere Dr. Pérez Gonzáles. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Dr. Müller und Parkinson-Spezialist Dr. Gonzáles gehören zum Programm. Über Nacht werden die Aufnahmen dann an den behandelnden Arzt übertragen. Er sieht so täglich die Videoaufnahmen mit der von ihm verordneten zugehörigen Medikation. Dies erlaubt den direkten Vergleiche über den Zustand des Patienten innerhalb des Behandlungsverlaufs. »Mit den Aufnahmen wird beispielsweise dokumentiert, wann der Patient gut oder schlecht beweglich ist, oder wenn Nebenwirkungen auftreten«, erläutert Dr. Müller. Ist eine Dosisänderung der Medikamente erforderlich, schickt der Arzt dem Patienten die neue Tagesmedikation per Fax.
Annelore Kleigrewe, die neben zwei weiteren Patienten das Projekt bei Dr. Müller absolvierte, ist sehr zufrieden. Sie fühlt sich wieder besser, was zum einen auf die neue medikamentöse Einstellung aber auch auf die Krankengymnastik zurückzuführen ist, die zur Therapie gehörte. Die erlernten Übungen, so die 74-Jährige, werde sie weitermachen.
Das Projekt wird bislang nur von der DAK, der TKK und der Barmer Ersatzkasse sowie den Privaten Krankenkassen finanziert. Die Verhandlungen mit der AOK laufen noch.
Wer mehr über die Therapie wissen möchte, kann sich an Dr. Heiko Müller, % 14 48 22, wenden oder sich im Internet informieren.
parkinson-vereinigung.de

Artikel vom 28.04.2006