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Geschenk an das Höxteraner Stadtarchiv

Marleen Willemsen übergibt die Materialien ihrer Flurnamenarbeit

Höxter (WB). In den 80er und 90er Jahren hatte Marleen Willemsen, heute mit ihrer Familie in Antwerpen ansässig, die Recherchen zu ihrer sprachwissenschaftlichen Dissertation durchgeführt. In deren Verlauf bearbeitete sie intensiv die Bestände des kommunalen Archivs der Stadt Höxter, des herzoglichen Privatarchivs in Schloss Corvey und des nordrhein-westfälischen Staatsarchivs in Münster.

Sie wurde fündig in zahlreichen Akten und Urkunden und sammelte schließlich mehr als 5 000 Flurnamen im Stadtgebiet mit weit mehr als 40 000 Einzelbelegen.
Besonders häufig und bereits seit dem 14. Jahrhundert wird »Galgenstieg« in Flurbezeichnungen genannt und zwar in verschiedener Form, wie etwa »up duss syt dem Galchstige« (1365), »uber dem Galgenstige« (1622) oder »vor dem Galgensteig« (1709) -Ê insgesamt mehr als 140 Mal. Bis heute hat sich der Flurname erhalten: als Straßenname im Petrifeld und als Wegebündel im Stadtwald.
Der »Galgenstieg« nimmt Bezug auf eine mittelalterliche Richtstätte, die in der Regel an einer vielgenutzten Straße lag. Den Zeitgenossen wurde gezeigt, dass in Stadt und Umland Recht und Ordnung herrschten.
»Aufgrund ihrer Vielfalt und ihres Informationsgehaltes ist die Bearbeitung der Flurnamen durch Frau Willemsen vorbildlich für Höxter und die Oberweserregion und stellt einen großen Wert für die Regionalgeschichte dar«, freut sich Stadtarchivar Michael Koch.
Ein neuer Kontakt wurde im vergangenen Jahr durch eine Studentin der Fachhochschule in Höxter gebahnt, die im Rahmen ihrer Diplomarbeit bei Marleen Willemsen anfragte, ob ihr namenkundliche Erkenntnisse über Hechtgräben im Umfeld der Stadt Höxter vorlägen. Die prompte Beantwortung der studentischen Anfrage ließ den Stadtarchivar Michael Koch, zugleich Betreuer der Diplomarbeit, auf den Plan treten. Bald kam er mit Marleen Willemsen überein, dass ihre Flurnamenarbeit nicht in Vergessenheit geraten und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollte. Als beste Lösung erschien die vertraglich geregelte Hinterlegung im Kommunalarchiv.
Die Arbeit wurde nun, als Marleen Willemsen mit ihrer Familie zu Besuch in Höxter war, dem Stadtarchiv übergeben. Das Depositum umfasst neben der umfangreichen Belegsammlung die fortgeschrittene wissenschaftliche Bearbeitung eines Großteils der vorliegenden Namen, deren kartographische Darstellung sowie Aufzeichnungen von mundartlichen »Klangbildern« der Flurnamen.
Besonderen Rückhalt erhielt Marleen Willemsen vom damaligen Betreuer des Stadtarchivs und des Corveyer Schlossarchivs Hans-Joachim Brüning und der Bürgermeisterin Dorothee Baumgarten.
Außer in der Gemarkung von Höxter war sie auch in den zwölf umliegenden Ortschaften des ehemaligen Amtes Höxter-Land, die 1970 mit der Stadt Höxter politisch vereinigt wurden, unterwegs. Hier hatte sie Kontakte mit örtlichen Heimatpflegern und weiteren Ortskundigen aufgenommen, um von ihrem Wissen zu profitieren. An diese älteren Kontakte soll nun angeknüpft werden, um eine möglichst umfassende und einheitliche Darstellung der Materialien von Marleen Willemsen in Form einer Publikation auf die Beine zu stellen. Für die Gemarkung der Stadt Höxter liegen hierzu bereits erste Ansätze und Überlegungen von Dieter Siebeck vor.

Artikel vom 28.04.2006