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Über den Tellerrand geschaut

Mädchen aus dem Kreis Höxter verbringen »Girlsday« in der Leitstelle

Von Alexandra Rüther
Brakel (WB). Was passiert, wenn in der Leitstelle ein Notruf eingeht? Wie gehen die Verantwortlichen damit um? Fragen, mit denen sich gestern zwölf Mädchen aus dem Kreis Höxter beschäftigt haben. Sie verbrachten den »Girlsday« in der Kreisfeuerwehrzentrale in Brakel.

Heinrich Muhr, Chef der Leitstelle, informierte die Schülerinnen über die Ausbildungsvoraussetzungen und die Ausbildung an sich; sowohl im Bereich der Leitstelle (Feuerwehr) als auch auf Seiten des Rettungsdienstes mit dem Berufsziel Sanitäterin beziehungsweise Rettungsassistentin. »In größeren Städten gehören Frauen im Rettungsdienst inzwischen zum Tagesgeschäft«, kann sich Heinrich Muhr diese Entwicklung auch für den Kreis Höxter vorstellen.
Viele Mädchen entscheiden sich bei der Berufswahl allerdings nach wie vor für »typisch weibliche« Berufe mit geringen Aufstiegschancen. Mehr als die Hälfte wählt aus nur zehn frauentypischen Ausbildungsberufen von insgesamt etwa 400 Berufen in Deutschland. »Damit beschneiden sich die jungen Frauen enorm in ihren Berufsmöglichkeiten«, sagt Gabriele Schidlack von der Regionalstelle Frau und Beruf der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter.
Der Girlsday soll deshalb den Mädchen Gelegenheit geben, über den Tellerrand zu schauen und auch traditionell männliche Berufsfelder unter die Lupe zu nehmen. »Die Mädchen sollen ihre Stärken und Neigungen erkennen und Alternativen zu den traditionellen Frauenberufen entwickeln«, sagt Gabriele Schidlack. Das komme auch den Betrieben der Region zugute. Besonders im technischen Bereich gehe den Unternehmen der qualifizierte Nachwuchs aus. Dieses Problem werde sich im Zuge der demografischen Entwicklung noch verstärken. »Unternehmen, die langfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen, brauchen in Zukunft also auch gut ausgebildete weibliche Fachkräfte. Der Girlsday«, betont Gabriele Schidlack, »ist die ideale Gelegenheit, junge Frauen für eine Ausbildung oder ein Praktikum zu gewinnen und dadurch dem Fachkräftemangel vorzubeugen.«

Artikel vom 28.04.2006