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Mit »Girls« Day«
Männerberufe
auch im Blick

Erstmals Angebot auch in Hüllhorst

Hüllhorst (ber). Vom Autohaus bis zum Radio- und Fernsehgeschäft, vom Tierarzt über den Raumausstatter bis zur Heizung- und Sanitärfirma -Ê13 Hüllhorster Unternehmen beteiligten sich gestern am ersten »Girls« Day« in der Wiehengemeinde, der auf die Initiative von zwei rührigen Frauen zurückgeht.
Die Idee, Mädchen vor der Berufswahl mit Männerberufen vertraut zu machen, kam Gudrun Blöbaum-Unverferth bei einer Sitzung der »Initiative für Jugend« im Rahmen des Lokalen Bündnisses für Familien. Sylvia Post engagierte sich bei der Umsetzung. Beide freuten sich über viel Unterstützung, beispielsweise von der Gesamtschule, bei der sie sofort auf reges Interesse stießen.
Dankbar waren sie auch über die Mithilfe von Hans Domberg, dem Vorsitzenden des Gewerbevereins. Er ermöglichte ihnen, das Projekt bei einer Vereinssitzung vorzustellen, um so Firmen zu gewinnen, die Schülerinnen für einen Tag aufnehmen würden. »In einem wahren Telefonmarathon«, so Gudrun Blöbaum-Unverferth, habe sie dann bei den Hüllhorster Firmen für das Projekt geworben.
In den achten und neunten Jahrgängen der Gesamtschule wurden die Mädchen über das Projekt informiert, das in anderen Städten der Umgebung wie Lübbecke und Löhne schon seit Jahren angeboten wird und zu einem Nachdenken bei der Berufswahl führen soll.
Heinz Lücking vom Autohaus Lücking in Tengerholz erinnert sich daran, dass vor Jahren schon einmal in der Firma mit neun Beschäftigten eine Frau zum Kfz-Mechaniker ausgebildet wurde, die auch heute noch - mittlerweile aber im Verkauf - in der Branche tätig ist. Sein Unternehmen bildet regelmäßig aus, auch zum 1. August beginnt wieder ein neuer Berufsanfänger seine Ausbildung bei Lücking. Marie-Kristin Meier und Karolin Klausing aus der achten Jahrgangsstufe der Gesamtschule hatten gestern viel Spaß in der Autowerkstatt, in der zurzeit viele Winterreifen gewechselt werden, ihre Berufswünsche gehen aber in eine andere Richtung. Die beiden 15-Jährigen träumen davon, Rechtsanwältin und Erzieherin zu werden.
Auch Nadine Stemmer (16), die sich beim Löten eines Würfels (eine Aufgabe, die Seniorchef Jürgen Berger von Bild und Ton Berger auch in einem Vorstellungsgespräch stellen würde) gestern sehr geschickt anstellte, denkt eher an eine Ausbildung als Hotelfachfrau. Jürgen Berger, der Innungsobermeister ist, hat in diesem Beruf immer mal wieder weibliche Auszubildende gehabt - die erste wurde später seine Frau. Die Tätigkeit als Informationstechniker für Geräte- und Systemtechnik (früher Radio- und Fernsehtechniker) setzt nicht nur handwerkliches Geschick, sondern bei zurzeit immer größer werdenden Fernsehgeräten auch Kräfte voraus. Und Sohn Carsten Berger brauchte auch Schwindelfreiheit, als im Winter viele Satellitenanlagen verschneit waren und ihre Besitzer anriefen und darum baten, den Schnee aus den Schüsseln zu entfernen.
Weil Gudrun Blöbaum-Unverferth und Sylvia Post es nicht bei einer einmaligen Aktion belassen wollen, erhielten alle 36 Schülerinnen und Firmen heute auch Fragebögen. Damit soll die mögliche Organisation einer »Girls« Day« im kommenden Jahr verbessert werden. Beide freuen sich über viel Lob und auch den Einsatz von Firmeninhabern: So habe Raumausstatter Ortwin Berger eine Praktikantin, die sonst nicht die Möglichkeit gehabt hätte, zu ihm nach Oberbauerschaft zu kommen, von zu Hause abgeholt und erwäge sogar, erstmals Ausbildungsplätze anzubieten. Viele beteiligte Firmen engagieren sich auch zusammen mit der Gesamtschule im Berufsorientierungsnetzwerk BON, das seit einigen Jahren erfolgreich arbeitet.

Artikel vom 28.04.2006