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»Ich wollte immer
den Kindern helfen«

Ärztin Dr. Stefanie Eisberg setzt auf Vertrauen

Von Moritz Winde (Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Den bunten Taschenkasper hat Dr. Stefanie Eisberg immer dabei. Bei den kleinen Patienten wirke der lustige Zeitgenosse oft besser als jede Medizin. Viele Tricks hat die neue Bad Oeynhausener Kinderärztin im Umgang mit dem Nachwuchs parat.

Für Stefanie Eisberg stand schon seit ihrer Kindheit fest, selbst einmal Kindern zu helfen. »Ich habe Medizin studiert, um mich um die kleinen und schwachen Menschen zu kümmern«, sagt die 44-Jährige von ihrem Traumberuf. Dass sie seit Ende März nun in ihrer eigenen Praxis arbeitet, sei die Konsequenz. Mehr als zehn Jahre war sie als Oberärztin auf der Säuglingsintensivstation in Minden tätig. »Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem du sagst, es reicht. Ich habe nicht nur eine neue Herausforderung gesucht. Auch für meine Familie wollte ich mehr Zeit haben«, begründet Dr. Stefanie Eisberg den Schritt in die Selbstständigkeit. Oft hätten ihr Mann Jörg und ihre beiden Kinder Jana (12) und Malte (9) auf die Ehefrau und Mutter verzichten müssen.
Jetzt möchte sich die Nachfolgerin von Dr. Jochen Brünger beruflich voll und ganz auf ihre Praxis an der Portastraße 20 und die kleinen Patienten konzentrieren. Einen großen Vorteil sieht die Medizinerin zum Krankenhausalltag. Stefanie Eisberg: »Es ist spannend, die Menschen von Geburt an zu betreuen und von diesem Zeitpunkt an ihr Ansprechpartner zu sein.« Für sie sei die Arbeit mit den Kindern immer wieder faszinierend und bedeute eine große Erfüllung. Als Kinderärztin habe man schließlich die Chance, eine große Prozentzahl zu heilen. »Wichtig ist aber auch die Prävention. Eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern ist dabei die Grundvorraussetzung. Das Zauberwort heißt hier Vertrauen«, sagt die 44-Jährige. Daher weist sie frühzeitig auf Probleme wie Übergewicht, Masern, Scharlach und Windpocken hin.
Oft seien aber gerade die Erziehungsberechtigten überfürsorglich, insbesondere beim ersten Kind. »Das wichtigste ist, die Sorgen der Eltern ernst zu nehmen«, sagt die Kinderärztin, die immer wieder selbst das Gespräch mit den Eltern sucht.
Sie sehe sich jedoch nicht nur als reine Medizinerin für Inneres, sondern habe gleichzeitig Aufgaben einer Psychologin und einer Forscherin. »Wenn Kinder sagen, sie haben Bauchweh, liegt die Krankheit manchmal ganz woanders«, weiß Dr. Stefanie Eisberg. Große Geduld zu haben, sei beim Behandeln der sensiblen Geschöpfe im Alter von Null bis 18 Jahren unabdingbar. Für Kinder sei es besonders wichtig, Zuwendung und Geborgenheit zu erfahren. »Kinder müssen wissen, dass jemand da ist, auf den sie sich verlassen können. Dabei sehe ich mich auch als Motivatorin der Eltern«, sagt die Ärztin, die davon abrät, dem Nachwuchs zu früh Fernseher und Computer ins Zimmer zu stellen.
In ihrer Laufbahn als Kinderärztin hat Dr. Stefanie Eisberg gelernt, die Schicksale der kleinen Patienten nicht mit nach Hause zu nehmen. »Wenn ich auf den Hof fahre, kann ich den Schalter umlegen. Darüber bin ich sehr froh«, sagt sie. Neben der Familie sei die Gartenarbeit und das Laufen im Park der ideale Ausgleich zum Job. Eisberg: »Danach freue ich mich wieder auf meine Patienten. Es ist eben mein Traumberuf.«

Artikel vom 28.04.2006