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Früheres Abholen der
Kinder ist kaum möglich

Fragen zur Offenen Ganztagsgrundschule gestellt

Von Dieter Wehbrink
Levern/Westrup (WB). Westruper Eltern nutzten am Mittwoch die Bürgerfragestunde des Rates. Ihr Interesse galt der Einführung der Offenen Ganztagsgrundschule in Westrup.

Schulpflegschaftsvorsitzender Uwe Trox wollte von Bürgermeister Ekkehardt Stauss wissen, warum dieser im Schulausschuss nicht für einen festen Elternbeitrag in Höhe von 60 Euro eingetreten sei.
»Die Eltern waren für diese Summe, und für die Gemeinde wäre es günstig gewesen«, so Trox. »Ich stehe hinter der Offenen Ganztagsgrundschule. Ich stehe aber auch - wie die Mehrheitsfraktion CDU - hinter der Beschlussfassung, Elternbeiträge nach den Richtlinien des Landes zu verlangen«, antwortete der Bürgermeister. »Hierbei werden sozial gerechte Staffelungen vorgenommen, und es handelt es sich bei den Ausführungsbestimmungen des Landes um eine Soll-Vorschrift, die wir auch deshalb tunlichst beachten sollten, weil Eltern eventuell Ermäßigungen bei der Jugendhilfe beantragen können.«
Stauss erinnerte daran, dass die meisten Eltern nach dieser Staffelung etwa 30 bis 60 Euro zahlen müssten. Höhere Verdienste kämen auf 90, 120 oder gar 150 Euro. Der Befürchtung von Uwe Trox, der ein oder andere »Besserverdiener« werde vielleicht den hohen Beitrag scheuen und sein Kind nicht anmelden, entgegnete der Bürgermeister mit einer klaren Aussage: »Für Eltern, die so denken, machen wir die qualitativ hochwertige Ganztagsgrundschule nicht.« Diese Meinung teilte auch die CDU-Fraktionsvorsitzende Monika Lösche. »Wer in der hohen Gehaltsklasse liegt und das Geld trotzdem nicht ausgeben will, kann sich ja um preiswertere Betreuung kümmern.«
»Was ist, wenn jetzt einige Eltern wegen der Beitragshöhe doch noch abspringen? Was ist beispielsweise, wenn statt der geforderten 22 Kinder nur 21 angemeldet werden?«, fragte Trox den Bürgermeister weiter: »Wenn Sie die Zahl 21 ins Spiel bringen, verspreche ich Ihnen, dass wir auch darüber reden können«, antwortete Stauss. »Wir wollen nicht päpstlicher sein als der Papst.«
Der Rat ermächtigte den Stemweder Schulausschuss, die notwenigen Entscheidungen zum Thema Offene Ganztagsgrundschule zu treffen (wir berichteten in der Donnerstag-Ausgabe). Wegen des Zeitdrucks (Schuljahresbeginn) sollen die Beschlüsse noch vor der nächsten Ratssitzung fallen.
Eine Frage, die offensichtlich vielen interessierten Eltern unter den Nägeln brennt, stellte eine Mutter: »Kann ich mein Kind aus der Offenen Ganztagsgrundschule bereits um 14.30 Uhr abholen?« Hier gebe es vom Land, dem Zuschussgeber, ganz klare Regelvorgaben, sagte Stauss: »An fünf Tagen muss es Unterricht und Betreuung von 8 bis 15 Uhr, besser noch bis 16 Uhr geben. Davon sind kaum begründete Ausnahmen möglich.« Wenn aber der Schulbeginn früher liege, werde wohl ein früherer Abholtermin erlaubt sein, falls die vorgeschriebene Aufenthaltsdauer erreicht sei, meinte Stauss.
Diese strikte Vorgabe des Landes habe sicher etwas mit dem »Pisa-Schock« zu tun, sagte der Bürgermeister. »Es soll schließlich ein qualitativ hochwertige Betreuung garantiert werden. Ansonsten hätte das Land auch das Programm Ý13 plusÜ fortsetzen können.«

Artikel vom 28.04.2006