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Der grüne Spargel braucht noch ein paar Tage, bis er geerntet werden kann. Bleichspargel kann Johannes Frensemeier aber bereits dieses Wochenende anbieten.

Stadt- und Spargelfest nicht in Gefahr

Saison beginnt im Delbrücker Land 14 Tage später - hohe Mehrkosten für die Landwirte

Von Silvia Scheideler
Delbrück (WV). Ganze 14 Tage sind die Delbrücker Spargelbauern mit dem Saisonstart in Verzug. »Aber das Stadt- und Spargelfest in drei Wochen ist nicht in Gefahr«, versichert Anton Grewing, der mit seinem Bruder Alois auf rund 18 Hektar das weiße Gold anbaut. In dieser Woche haben die 30 polnischen Arbeiter mit dem Stechen der Stangen angefangen. »Noch läufts schleppend, aber nächste Woche wird das schon ganz anders aussehen«, ist der 62-Jährige zuversichtlich. Durch das schlechte Wetter sei halt die Zeit kürzer, in der die Stangen vermarktet werden können.

Weil die polnischen Arbeiter seit dieser Saison voll sozialversichert werden müssen, kommen erheblich höhere Kosten auf die Spargelanbauer zu. Diese Mehrkosten werden aber wohl nicht an die Verbraucher weitergegeben. »Dann kauft niemand mehr Spargel aus Deutschland«, meint Anton Grewing. Vor der Gesetzesänderung mussten die Arbeitgeber zwar die Lohnsteuer für die Spargelstecher aus Polen bezahlen, jetzt kommen die Kosten für die Sozialversicherung hinzu. Grewing rechnet damit, dass so seine Lohnkosten pro Arbeiter um etwa 47 Prozent steigen werden. Bei einem Stundenlohn von 5,20 Euro kann er diese Belastung auch nicht den Arbeitern aufhalsen.
Vor zwei Jahren beschäftigten die Gebrüder Grewing noch 46 Erntehelfer. Durch die Anschaffung einer Maschine, die die Folien mit Thermowirkung auf die Reihen auflegt und abnimmt, wurden 16 Arbeitskräfte eingespart.
Da der Spargel noch zögerlich wächst, sind die Arbeiter nur drei Stunden täglich im Einsatz. Wenn die Pflanzen in der Hochsaison sprießen, können daraus schnell zwölf Arbeitsstunden am Tag werden. Die Gebrüder Grewing gehören im Delbrücker Land zu den ersten Spargelbauern, die ernten können. »Das liegt am sandigen Heideboden, der erwärmt sich schneller als Wiesenboden«, sagt Anton Grewing.
Langsam, aber sicher tut sich aber auch auf diesen Flächen etwas in Sachen Spargel - so zum Beispiel bei den Spargelkulturen Frensemeier. »Heute sind die sechs polnischen Mitarbeiter und ein Deutscher zum ersten Mal auf den Feldern«, erzählt Johannes Frensemeier. Er zählt zu den wenigen Anbauern, die auch grünen Spargel anbieten können. Etwa auf zehn Prozent der 3,5 Hektar großen Anbaufläche wächst an der Oberfläche die grüne Variante. »Bis wir den ernten können, dauert es noch ein paar Tage«, sagt der gelernte Tischler, der seit rund 18 Jahren Spargel anbaut. Frischen Bleichspargel gibts aber schon ab diesem Wochenende zu kaufen. Laut Johannes Frensemeier ist die Nachfrage nach grünem Spargel gewachsen, »aber an sich ist der Ostwestfale kein Grünspargel-Esser.« Besonders Franzosen und Rheinländer lieben den intensiveren Geschmack der dünnen grünen Stangen.
Bis Ende Juni wird jetzt auf den Feldern im Delbrücker Land Spargel gestochen. Eine Pflanze bringt in einer Saison etwa 500 Gramm Spargelertrag ein. Acht bis zehn Jahre kann man von einer Pflanze Spargel ernten. Im Sommer werden die Pflanzen geschont, diese Zeit entscheidet daüber, wie die Ernte im Jahr 2007 ausfällt.

Artikel vom 27.04.2006