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Kreis Herford Trendsetter in Bildungsfragen

Bertelsmann-Referent lobt beim Kreisparteitag der CDU doie örtlichen Initiativen


Bünde/Kreis Herford (ram). »Motor, Trendsetter, Vorbild« - das ist der Kreis Herford in Bildungsfragen. So sieht es jedenfalls der Projektleiter Bildung der Bertelsmann-Stiftung, Dr. Christof Eichert. Er sprach am Dienstagabend vor 150 Delegierten auf dem CDU-Kreisparteitag im Stadtgarten über Chancen beim Übergang von der Schule zum Beruf.
Deutschland lebe im Zustand der Bildungssünde, befand der Experte. Zum Beleg lieferte er seinen Zuhörern einige Daten und Fakten. So verlasse jeder zehnte Hauptschüler die Schule ohne Abschluss - im Jahr 2005 waren dies 80000 Jugendliche. 500000 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren stünden ohne Job da. Weit mehr als eine Million im Alter zwischen 20 und 29 ohne Ausbildung. Doch Dr. Eichert unterbreitete sehr anschaulich mögliche Lösungswege aus der Misere. Er trat für die Idee einer Bildungsregion ein, in der alle Bildungsträger, auch die lokale Wirtschaft, an einem Strang ziehen. Vorbildlich sei hier das Regionale Bildungsbüro im Kreis Herford. Mit dem entwickelten Assessment-Verfahren biete der Kreis den Jugendlichen ein geeignetes Beratungssystem bei der Suche nach dem richtigen Beruf an. Zum einen werden in dem Prozess die Stärken und Schwächen der jungen Menschen evaluiert, zum anderen wird dem Einzelnen gesagt, welcher Beruf am ehesten zum ihm passt. Abschied nehmen müsse man von der Aufsplitterung der Verantwortung in innere und äußere Schulangelegenheiten mit den entsprechenden Zuständigkeiten seitens des Landes und der Kommune. »Es ist Zeit, davon Abstand zu nehmen, dass die Länder für die Talente, die Kommunen für die Toiletten in den Schulen verantwortlich sind«, betonte Dr. Eichert. Niemand dürfe sich hinter Zuständigkeiten verstecken. Der Kreis Herford habe dies bereits seit geraumer Zeit verstanden.
Die Zusammenarbeit mit den Berufskollegs sei »klasse«, bestätigte Landrätin Lieselore Curländer. Der Kreis führe zudem intensive Gespräche mit Unternehmen, um zu klären, welche Erwartungen sie an junge Bewerber haben.
Als Schritt in die richtige Richtung sieht der Leiter des Erich-Gutenberg-Berufskollegs, Wolfgang berkemeier den Entwurf des Landesausschusses für Berufsbildung an. Die Berufskollegs planen demnach, das duale System um schulische Berufsausbildung zu ergänzen. Konkret bedeutet dies, dass Berufskollegs in bestimmten Berufen in dreijährigen Vollzeitausbildungsgängen befristet selber ausbilden. Auf diese Weise könnten die Berufskollegs pro Jahr zusätzlich 100 bis 150 Ausbildungsplätze schaffen.
Er sehe Chancen, aber auch Risiken bei der vollzeitlichen Berufsausbildung, räumte der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Göhner ein. Das Risiko für das duale System könne nur ausgeschlossen werden, wenn die schulische Berufsausbildung zeitlich begrenzt und nur auf bestimmte Berufszweige ausgerichtet sei. Im Übrigen sei die berufliche Ausbildung in Betrieben überbürokratisiert. Probleme bereite, dass etwa 20 Prozent der Jugendlichen nicht ausbildungsfähig seien. Deshalb müsse als erstes in die Integration investiert werden. Kinder mit Migrationshintergrund müssten frühzeitig Deutsch lernen.

Artikel vom 27.04.2006