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Den Patienten ein neues Leben schenken

Professor Dr. Reiner Körfer informiert in der aktuellen Runde über die Organspende

Bad Oeynhausen (sto). Eine eindringliche Aufforderung, mehr Organe zu spenden, richtete Professor Dr. Reiner Körfer, ärztlicher Direktor des Herz- und Diabeteszentrums, an die Gäste der aktuellen Runde im Wichernhaus. In seinem Vortrag zum Thema Organtranspantation und Kunstherz appellierte der Mediziner an die Menschen, mit einem Organspenderausweis ihre Bereitschaft zur Organspende zu signalisieren.

In seinem Vortrag stellte Professor Körfer zunächst die Entwicklung der Transplantation auf dem Gebiet der Herzchirurgie dar, die seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine ungeheure Entwicklung genommen habe. »Als Christian Barnaard 1967 die erste Transplantation in Südafrika wagte, war ich noch Student. Das hat mich damals schon ungeheuer fasziniert«, berichtete Körfer. Die Überlebenschance sei damals allerdings mit durchschnittlich 29 Tagen recht niedrig gewesen. Einen entscheidenden Fortschritt habe dann Ende der siebziger Jahre die Entwicklung der Medikamente gebracht, die die Abstoßungsreaktion unterdrücken. Das habe auch der Entwicklung der Transplantationen am Herzzentrum in Bad Oeynhausen zu einem großen Aufschwung verholfen. So konnte man hier 1991 rund 150 Transplantationen vornehmen.
Bei allem Stolz auf diese Erfolge beklagte Professor Körfer die mangelnde Bereitschaft zur Organspende: »Es sind eindeutig zu wenig Spenderorgane vorhanden«, so der Mediziner. Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Herztransplantation beträgt fast ein Jahr. Auch im internationalen Vergleich sei die Zahl der in Deutschland gespendeten Organe zu niedrig. Spanien, Österreich und die Beneluxländer könnten eine weit spendenfreudigere Bevölkerung verzeichnen. In der Bundesrepublik sei insbesondere in Nordrhein-Westfalen eine geringere Bereitschaft zur Organspende vorhanden. Zwanzig Prozent der Patienten sterben daher immer noch, während sie auf ein Spenderorgan warten.
Einige der von Professor Körfer behandelten Patienten aus dem Herzzentrum waren zusammen mit einer Pflegefachkraft zur aktuellen Runde gekommen und berichteten über die Erfahrungen, die sie vor und nach der Transplantation gemacht hatten. Einer der Patienten, der vor gut vier Wochen ein neues Herz bekommen hatte, schilderte auf bewegende Weise, wie er sein neu geschenktes Leben empfindet.
Daneben stellte Professor Körfer die zur Überbrückung der Wartezeit verwendeten Herzunterstützungssysteme vor. Auf diesem Gebiet habe sich auch eine große technologische Weiterentwicklung vollzogen. An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an, die von Dr. Rita Bredenkamp geleitet wurde.

Artikel vom 27.04.2006