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Höchst spannende Entwicklung

Buch über die Geschichte des Klosters Hardehausen nach der Aufhebung

Von Ulrich Schlottmann
Hardehausen (WB). »Hardehausen nach 1803. Dem Erbe verpflichtet - offen für die Zukunft«. Diesen Titel trägt ein Buch, das die Geschichte der im 12. Jahrhundert gegründeten Zisterzienserabtei von der Säkularisation bis heute beleuchtet.

Der Rektor der Landvolkshochschule Hardehausen, Monsignore Dr. Konrad Schmidt, und seine beiden Mitautoren, Studiendirektor a.D. Peter Möhring, sowie Dr. Georg Pahlke, stellvertretender Leiter des Jugendhauses Hardehausen, stellten das 330 Seiten starke Werk gestern in einem Kreis Geschichtsinteressierter vor.
Die Aufhebung der Abtei im Jahre 1803 habe für Hardehausen nicht das Ende bedeutet, machte Schmidt deutlich. Vielmehr seien bei genauerem Hinsehen 200 Jahre einer höchst spannenden Entwicklung zu beobachten. Vor diesem Hintergrund sei es den Autoren ein Anliegen gewesen, den Zeitraum seit der Säkularisation erstmals genauer zu beleuchten und zu beschreiben, so der Herausgeber.
Das Klostergut Hardehausen hat in den vergangenen gut 200 Jahren seit der Aufhebung die verschiedensten Verwendungen erfahren. Bis 1900 wurde es ausschließlich agrarwirtschaftlich genutzt. 1901 zog eine staatliche evangelische Erziehungsanstalt in das Hauptgebäude ein. Die Domäne bestand daneben fort. 1927 unternahmen Zisterzienser aus der Abtei Marienstatt/Westerwald den Versuch eines Neubeginns. Die Ungunst der politischen Verhältnisse zwang sie 1938 aber zur Aufgabe.
Auf die Mönche folgte der Verein der Katholischen Arbeiterkolonien, der in Hardehausen ein Sanatorium, damals Trinkerheilanstalt genannt, unterhielt. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Anwesen für wenige Monate beschlagnahmt, es diente als nationalsozialistische Kaderschule, als »Napola«.
Nach dem Untergang des NS-Staates ging ein kleiner Teil des Klosterareals in das Eigentum des Erzbistums Paderborn über. Seitdem pflegen das Jugendhaus des Erzbistums und die Landvolkshochschule mit je eigener Zielsetzung das zisterziensische Erbe. Die Domänengeschichte fand im Jahre 1969 ihr Ende, als die letzten Flächen in Privatbesitz übergingen.
Monsignore Dr. Schmidt befasst sich in seinen Beiträgen mit der Aufhebung des Klosters durch den Preußischen Staat im Jahre 1803, mit der wechselvollen Verwaltung des großen Grundbesitzes der Abtei in der nachklösterlichen Zeit und mit den 25 Jahren, in denen die Klostergebäude als staatliche, evangelisch geprägte Erziehungsanstalt diente. Einen weiteren Beitrag widmete er der 1949 gegründeten Landvolkshochschule »Anton Heinen«.
Peter Möhring beleuchtet die Wiederbelebung des Klosters und die Suche der Mönche nach einem neuen Standort nach der erneuten Vertreibung, die einen Teil der Mönche über Magdeburg nach Itatinga in Brasilien führte. Möhring hat zudem recherchiert, was in den Jahren 1938 bis 1951 passierte, als die Abtei als Sanatorium diente.
Dr. Georg Pahlke schließlich setzt in seinem Artikel die sieben Rektoren des 1945 gegründeten Jugendhauses in Beziehung zu den verschiedenen Jugendkulturen dieser Jahrzehnte.
Das Buch ist im Verlag H & S Paderborn erschienen und kann im Buchhandel zum Preis von 44 Euro erworben werden (ISBN 3-929507-18-8).

Artikel vom 27.04.2006