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Sommerhandball sorgt
für saure Mienen

Oberliga: VfL und HCE machen schlechte Werbung

Bad Oeynhausen/Löhne (Bob). Sommerhandball nennt man gemeinhin die Vorstellungen jener Teams, die -Ê in der Tabelle jenseits von Gut und Böse - in den letzten Saisonspielen eher locker und wenig engagiert die verbleibenden Pflichtaufgaben erfüllen.

In den unteren, oft Zuschauer verwaisten Spielklassen krähen nicht viele Hähne danach. Aber weiter oben, da wo die Fans ordentliches Eintrittsgeld zahlen müssen und neue Sponsoren mit sehenswerten Duellen angelockt werden sollen, treibt der Sommerhandball den Verantwortlichen und Trainern nicht selten dicke Tränen in die Augen.
»Sommerball« statt Handball war auch bei den beiden heimischen Oberligisten angesagt, die Kommentare der Verantwortlichen entsprechend. »Gut, dass das keiner von unseren Zuschauern gesehen hat«, meinte Helmut Bußmeyer, Trainer des VfL Mennighüffen. Der konnte immerhin die Heimreise vom Tabellenletzten Recklinghausen mit zwei Pluspunkten im Gepäck antreten, bewertete das Gastspiel seiner Schützlinge aber »als ganz schlecht. Schon beim Aufwärmen war das nur ein loser Haufen. Dann haben wir uns nahtlos dem Niveau des Gegners angepasst. Erst als wir drei Tore hinten lagen, stellte sich das nötige Engagement ein. Da wurde dann nahezu ein Klassenunterschied deutlich.«
Gewinnen und abhaken aber zählt für Bußmeyer allein nicht. »So darf man sich selbst als Mannschaft nicht verkaufen, schließlich sind die Zuschauer unser Potenzial« Immerhin: Für das letzte Heimspiel am kommenden Samstag gegen die Riemker Teutonen hat der VfL-Coach eine wesentlich bessere Darbietung angekündigt -Ê hoffentlich haben seine Spieler den Ruf vernommen.
Wesentlich heftiger ging es beim HCE Bad Oeynhausen zu. Die desolate Vorstellung gegen Menden bezeichnete Wolfgang Vette, HCE-Mannschaftsverantwortlicher, als »Katastrophe«. Damit war aber nicht nur die deftige 25:37-Niederlage gemeint, sondern vor allen Dingen fehlendes Engagement, völlige Konzeptlosigkeit und der ausgeprägte »Hang zum erfolglosen Lustwurf«.
Auch Trainer Joachim Sproß, aufgrund seiner Sperre auf die Tribüne verbannt, schüttelte nur noch fassungslos den Kopf. HCE-Routinier Jochen Borcherding wähnte einige Kollegen in Gedanken schon bei ihren neuen Vereinen. In dieser Hinsicht fing sich besonders Philipp Meßling herbe Kritik ein. Der HCE-Torjäger, seit längerer Zeit angeschlagen, saß auf der Bank und schien das Drama auf dem Parkett recht lustig zu finden.
Wolfgang Vette trieb es Zornesfalten auf die Stirn. »Wir wollen Werbung für unseren Handball machen, die Zuschauer für die kommende Saison einstimmen -Ê und dann so was. Außerdem waren einige neue Sponsoren in der Halle, die sich ein Bild davon machen wollten, wofür sie möglicher Weise ihr Geld einsetzen. Da hat uns die Mannschaft einen ganz großen Gefallen getan.«
Sommerhandball ist also keineswegs Jedermanns Sache. Zudem: Oberligaspieler laufen bekanntlich nicht für eine Flasche Bier nach dem Abpfiff auf. Aufwandsentschädigung nennt man das Salär, aber ohne Zuschauer und Sponsoren könnte der Aufwand schnell größer sein als die Entschädigung.

Artikel vom 26.04.2006