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»Die wirtschaftliche Not wird immer größer«

Schwangerschaftsberatung: AWO im Kreis verzeichnet einen Anstieg von 20 Prozent

Von Frank Spiegel
Kreis Höxter (WB). Intensiver und längerfristiger sind die Beratungen geworden, die die Schwangerschaftsberatungsstellen der AWO im Kreis Höxter im vergangenen Jahr angeboten haben. Die Zahl der Beratenen ist um 5 Prozent gestiegen, die Zahl der Gespräche insgesamt um 20 Prozent.

Das erläuterten die Diplom-Sozialarbeiterinnen Beate Knievel-Boraucke, Marianne Thebille und Marion Kunisch sowie Peter Buchmann von der AWO Ostwestfalen-Lippe als Trägerin der Beratungseinrichtungen in Bad Driburg, Beverungen und Höxter gestern bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2005.
Insgesamt verzeichnete die AWO 1 449 Beratungskontakte im Kreis Höxter im vergangenen Jahr. Es wandten sich 348 Ratsuchende an die AWO-Schwangerschaftsberatungsstellen. Insgesamt haben 75 Konfliktberatungen - also Gespräche, die im Vorfeld eines möglichen Schwangerschaftsabbruchs gesetzlich vorgeschrieben sind -Êstattgefunden. Hier verzeichnet die Arbeiterwohlfahrt einen Rückgang. Im Vorjahr waren es 92 Konfliktberatungen. »Eine deutliche Abnahme konnte in der Altersgruppe der Mädchen unter 18 Jahren verzeichnet werden«, freuen sich die drei Sozialarbeiterinnen über diesen Trend. Sie führen dies auf die gute Präventionsarbeit zurück, die von der Arbeiterwohlfahrt aber auch von anderen Beratungsorganisationen im Kreis Höxter intensiv unter anderem an Schulen betrieben wird.
Aktiv wird die AWO zudem in Fragen der Sexualaufklärung, Verhütung und Familienplanung oder in Fragen, die unmittelbar mit einer Schwangerschaft in Zusammenhang stehen. 284 Ratsuchende wandten sich hier an die AWO. Es gab insgesamt 1 374 Beratungsgespräche. »Hier können auch Männer zur Beratung kommen oder Paare gemeinsam«, so Marianne Thebille. Nicht überall bekannt sei auch, dass es nach einer Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr des Kindes ein Recht auf die Beratung, etwa in Erziehungsfragen, gebe. Schließlich ergäben sich durch die Geburt oft auch neue Probleme. »Neben der Freude ist eine Geburt immer auch eine Belastungsprobe für die Beziehung«, ergänzt Marion Kunisch. Aufgabe der Beratung sei es, das Familiensystem zu begleiten, bis alle sich in ihren neuen Rollen zurechtgefunden hätten.
Einen breiten Teil der Arbeit nähme Fragen nach finanziellen Hilfen ein, weiß Beate Knievel-Boraucke. »Die wirtschaftliche Not wird immer größer«, hat sie festgestellt. Durch Hartz IV habe sich die Situation noch einmal verschärft, da viele Hilfen weggefallen seien. Auch hier bemühe sich die AWO zu helfen -Êentweder mit öffentlichen, zum Teil und im bescheidenen Umfang auch mit eigenen Mitteln. Hier würde sich das Beratungsteam mehr Spendenbereitschaft in der Bevölkerung wünschen. Neben Geld- seien auch Sachspenden gefragt, sind sich die drei Beraterinnen einig.
In diesem Jahr wollen die Mitarbeiterinnen verstärkt Angebote für Kindergärten zum Thema Sexualerziehung anbieten. Ihre Zielgruppe sind hier die Kindergärtnerinnen.

Artikel vom 27.04.2006