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Lehre auf letzten Drücker

Ausbildungsplatzbörse - Probleme im jungen Ostwestfalen-Lippe

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Agentur für Arbeit zählt in Schloß Holte-Stukenbrock 100 junge Menschen im Alter bis zu 25 Jahren, die keine Berufsausbildung haben. Einige von ihnen waren gestern im Rathaus, um vielleicht über die vierte Ausbildungsplatzbörse noch dieses Jahr einen Ausbildungsplatz zu finden.

Unternehmerpilot Werner Thorwesten und Olaf Junker, Leiter des Schulverwaltungs- und des Sozialamts, hatten 100 Firmen im Ort angeschrieben auf der Suche nach Ausbildungsplätzen. Vier Unternehmen haben noch Stellen: Die Firma Strothmann (Industrieelektronik) sucht zum 1. August zwei Auszubildende zum Feinwerkmechaniker, die Maschinenfabrik Brinkmann (»Estrich-Boy«) stellt erstmals einen Feinwerkmechaniker ein und einen angehenden Fachlageristen. Die Debeka-Versicherung sucht drei angehende Versicherungskaufleute. Das Ausbildungsnetzwerk BANG, dem die Stadt beigetreten ist, stellte sich ebenfalls vor. Das Netzwerk übernimmt für die angeschlossenen 30 Unternehmen aus der Metallbranche die Suche nach geeigneten Auszubildenden. Zudem war die Agentur für Arbeit mit 30 unbesetzten Ausbildungsstellen aus der Region vertreten, die auch im Internet veröffentlicht sind.
Heinz Hildmann, Schulleiter der Lisa-Tetzner-Schule, bezeichnete die Ausbildungsplatzbörse der Stadt als »eine gute Sache«. Es sei ein Mosaikstein, um Ausbildung zu ermöglichen. Viele Hauptschüler seien beim Berufskolleg angemeldet. »Das ist ein Rettungsanker. Viele hätten lieber schon jetzt einen Ausbildungsplatz.« Der Einstieg ins Berufsleben habe an der Hauptschule Priorität. So werden beispielsweise Praktika ermöglicht, auch wenn sie in die Schulzeit fallen. Hildmann hatte gestern den Übergangscoach Hans-Werner Boden und Peter Stolper, der den Kontakt zum Ausbildungsnetzwerk BANG geknüpft hatte, dabei. Sie machten sich viele Notizen - denn die Klassen 10b sind zurzeit auf Klassenfahrt.
Manfred Schürmann und Herbert Schmidt, Arbeitsvermittler und Berufsberater bei der Agentur für Arbeit in Bielefeld, sagen, dass die Ausbildungsplatzlage in Ostwestfalen-Lippe schwieriger sei als im übrigen Nordrhein-Westfalen. »Wir werden in Zukunft eine der jüngsten Regionen in Deutschland sein. Das hat uns bereits 2005 arge Probleme gemacht. Bei uns leben vergleichsweise viele Jugendliche - Ausbildungsstellen sind aber knapp.« Schmidt kritisiert den Wirtschafts- und Arbeitsminister der alten Bundesregierung, Wolfgang Clement. Das EQJ, die Einstiegs-Qualifizierung Jugendlicher, habe viele Ausbildungsplätze gekostet. »Betriebe können sechs bis zwölf Monate lang kostenlos einen Praktikanten beschäftigen. Praktikumsvergütung und Sozialversicherung zahlte die Bundesagentur«, so Schmidt. Im Bereich Bielefeld/Kreis Gütersloh seien 140 solcher EQJ angenommen worden. »Die Übernahmequote in ein Ausbildungsverhältnis war nicht berauschend.«
Wolfgang Lassak und Waldemar Lendzian von der Debeka waren bereits 2005 bei der Börse im Rathaus. »Dieses Mal waren weniger Jugendliche da - die haben aber gezielter gefragt. Mathematische Kenntnisse müssen vorhanden sein. Zumindest so viel, dass sie entscheiden können, ob es sich lohnt zu arbeiten.«

Artikel vom 27.04.2006