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Mit der Stecknadel den Nordpol finden

In der Experimente-AG der Ganztags-Sonnenschule legen Kinder viel Forschergeist an den Tag

Von Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Schwimmende Stecknadeln und kribbelnde Zungen: Etwas Neues zu entdecken gibt es für die Sonnenschüler jeden Donnerstag. Dann wandeln die Kinder, die den Ganztagsbereich der Grundschule besuchen, auf den Spuren von Experimente-Experten Daniel Düsentrieb.

Während beim Comic-Held auch mal der ein oder andere Versuch gewaltig nach hinten losgehen kann, besteht in der Experimente-AG natürlich keine Explosionsgefahr. Spannung ist aber allemal angesagt, wenn der pensionierte Lehrer Rolf Strangmann den Zweit- bis Viertklässlern Themen wie Strom und Magnetismus näher bringt. Denn der 65-Jährige, der mehr als 30 Jahre im Schuldienst gestanden hat, setzt ganz aufs Ausprobieren - eine wohl einmalige Arbeitsgemeinschaft in den Versmolder Grundschulen. »Die Kinder bringen selber Ideen ein, wie man etwas machen oder ein Problem lösen kann«, freut sich der Pädagoge, der schon während seiner Dienstzeit gerne naturwissenschaftliche Fächer unterrichtet hat, über die wissbegierigen Kinder.
Etwa beim Thema Magnetismus: Wie funktioniert es eigentlich, dass die Nadel des Kompasses immer nach Norden zeigt? Und kann eine Stecknadel wie ein Kompass funktionieren? Die Kinder probieren's einfach aus - mit den Materialien, die Rolf Strangmann mitgebracht hat für diesen ganz einfachen Kompass-Nachbau: Mit einem Magneten streichen sie über die Stecknadel, stecken diese in ein kleines Papierschiffchen, das sie in einem kleinen Behälter mit Wasser auf die Reise schicken -Êund es funktioniert: »Es dreht sich mit der Nadelspitze nach Norden«, staunt Alexa (7).
Was Nord- und Südpol sind, wie man sich die Himmelsrichtungen mit einer Eselsbrücke am besten merken kann,Êlernen die Kinder wie nebenbei - aber auch feinmotorische Fähigkeiten -Êdenn das Aufsetzen des kleinen Schiffchens auf der Wasseroberfläche ist gar nicht so einfach. Und richtig schwierig ist es, die Stecknadel ganz ohne Schiffchen auf die Wasseroberfläche zu legen. »Die Oberflächenspannung des Wassers trägt sie«, weiß Kevin.
Die maximal zehn Mädchen und Jungen sind immer wieder donnerstags um 14 Uhr jedenfalls mit Feuereifer bei der Sache: »Die Experimente machen viel Spaß«, sagt Yannik (9). Und Nils hat sogar ein Experiment noch einmal zu Hause ausprobiert: Wenn Löffel und Alufolie auf die Zunge gelegt werden, fließen ganz geringe Strommengen. »Das kribbelt«, erzählt Nils begeistert. Und auch der Versuch mit den Würstchen, durch die Strom geschickt wurde, ist ihnen noch gut in Erinnerung: »Die eine Wurst ist schwarz geworden und geplatzt. Die anderen durften wir essen«, erzählt Alexa begeistert.
Rolf Strangmann übernimmt die »Extra-Stunde« ehrenamtlich -Êund gerne: »Erst habe ich in der Ganztagsschule einen Mathe-Förderkursus angeboten, aber das erinnerte wohl zu sehr an Schule.« Mit der Experimente-AG hat er jetzt die Schüler voll und ganz auf seiner Seite. Sie schlüpfen gerne in die Forscher-Rolle. »Im Unterricht bekommen die Kinder viel vorgesetzt. Hier können sie erleben, wie man mit einfachen Mitteln etwas ausprobieren kann.«
Die Experimente-AG ist nur ein Teil der Arbeitsgemeinschaften, die im Rahmen der Ganztagsschule in der Sonnenschule angeboten wird. Jetzt, nach den Osterferien, geht es natürlich weiter mit der Experimentiererei. »Vielleicht gibt es auch einmal eine Reihe zum Thema Optik«, überlegt Rolf Strangmann. Denn mit Lupe und Sonnenlicht lässt es sich auch herrlich experimentieren.

Artikel vom 26.04.2006