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Sportstätten bald in Vereinsbesitz?

Bürgermeister bei der Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes Espelkamp

Espelkamp (ko). Die Situation der städtischen Förderung der Vereine und der Sportstätten stand im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung des Stadtsportverbandes Espelkamp. Diese öffentliche Veranstaltung fand am Dienstag Abend im Bürgerhaus Espelkamp statt.

»Das Wichtigste,« betonte Espelkamps Bürgermeister Heinrich Vieker, »gleich vorab. Zur Förderung des Sports für Kinder und Jugendliche werden wir keine Mittel kürzen, sondern in gleicher Höhe zur Verfügung stellen.«
Jugendarbeit und Integration seien hier ein Ausschlag gebender Faktor, hinter dem die Stadt Espelkamp stehen würde. Mit Blick auf die Einsparmaßnahmen bezüglich der Betriebskostenzuschüsse für die Sportstätten gab Bürgermeister Heinrich Vieker in Gegenwart der Vereinsfunktionäre und weiteren Interessierten jedoch keine Einzelheiten bekannt.
Vieker, um Verständnis bittend, daraus kein Geheimnis machen zu wollen: »Wir werden alle gerecht behandeln. Es gibt neben dem Sport aber auch noch weitere Interessenverbände, die auf die Stadt angewiesen sind und ihre Wünsche haben.« Vieker: »Wenn unser Haushaltsplan vom Kreis genehmigt ist, werden wir weitere Gespräche führen.«
Der Vorsitzende des SSV, Siegfried Nötzel, würdigte, dass die Stadt Espelkamp den Vereinen zurzeit noch geldwerte Leistungen zur Verfügung stelle, indem die Vereine die Sportstätten weitestgehend kostenlos zur Verfügung stellen würde.
Siegfried Nötzel: »Aber auch die Sport-Vereine brauchen Verlässlichkeit. Auch sie müssen einen Haushaltsplan aufstellen« und betonte weiter, dass der Sport um seine Daseinsberechtigung kämpfen wird. Fast schon mahnend meinte Nötzel: »Die Vereine sind an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen. Die Vereine können ihre Beiträge nicht anheben und haben auch sonst kaum oder keine Einnahmemöglichkeiten als Zuschüsse von außen.«
Nötzel erklärte, dass viele Vereine sich die Kostensituation mehr denn je vor Augen halten würden und bereits in großem Maße sparen würden, wenn es um Licht und Heizung oder Arbeitsleistungen gehe.
Vieker erklärte darauf, dass die Stadt Espelkamp sich weiter im Haushaltssicherungskonzept befinde. Hierin sei die Forderung verankert, die Betriebskosten bis zum Jahr 2009 auf ein Verhältnis von einem Drittel (von der Stadt zu tragen) zu zwei Drittel (vom Verein zu tragen) zu kürzen.
»Bei stets steigenden Energiekosten ist dies ein großes Problem. Dagegen können wir nicht sparen. Wir werden von rechts überholt«, versprach aber »Wir werden dauerhaft im Gespräch bleiben und gemeinsam mit den Vereinen Lösungen erarbeiten.« Er schloss im Sinne einer weiter gehenden Zusammenarbeit aber auch nicht aus, dass eine Möglichkeit die sei, Sportstätten an die Vereine zu übertragen. »Wir werden uns wohl von einigen Sportanlagen trennen müssen«, so Vieker fast schon appellierend, dass dieser Schritt eine Möglichkeit sei, über die auch die Vereine ernsthaft nachdenken müssten.
Bezüglich der Sportstätten-Förderung wurde aus der Versammlung laut, dass einige Sporthallen und -anlagen in einem schlechten Zustand seien. Nötzel: »Wir leben mit einer alternden Substanz. Die eigenen kommunalen Investitionen in Sportstätten haben einen Tiefstand gegen Null erreicht.« Vieker bestätigte, dass sich daraus die Notwendigkeit ergebe, die zur Verfügung stehenden Mittel in die Erhaltung dieser Anlagen und Gebäude zu stecken, bevor man gar über neue Sporthallen oder Erweiterung vorhandener Anlagen nachdenke.
Die Wahlen ergaben folgendes Bild: Siegfried Nötzel (Vorsitzender), Gustav Badzio und Jürgen Heimsath (beide gleichberechtigte stellvertretende Vorsitzende), Jürgen Hartmut Schmidt (Geschäftsführer und Kassierer), Peter Snethlage (Stadtsportwart), Herbert Zahnhausen (Sportabzeichenwart), Helmut Hafer (Umweltbeauftragter), Gudrun Hoffmeier (Frauenwartin) - alle Wiederwahl. Neu gewählt wurde Uwe Riebe als neuer Jugendwart, der somit Nachfolger von Matthias Stargardt wurde. Aus dem Bericht des Vorsitzenden des Stadtsportverbandes Espelkamp, Siegfried Nötzel, ging hervor, dass die Zahl der Sport treibenden Vereine aktuell 37 (2003 = 36) beträgt. Der Mitgliederbestand beträgt 9906. Hierin enthalten ist eine Abnahme von 250 Sportlern gegenüber dem Jahr 2003. Der Organisationsgrad beträgt 37,59 Prozent.
»Das Angebot und die Nachfrage städtischer Sportflächen konnte gegenüber dem Berichtsjahr 2002/2004 gehalten werden. Neu hinzu kamen die Sporthallen am Gymnasium und an der Realschule«, führte Nötzel auf.
Siegfried Nötzel wies darauf hin, dass er auch den nicht organisierten Sport als gefährdet sehe. Ein gelungenes Beispiel sei aber die Abwendung der Schließung des Waldfreibades gewesen. »Für die Erhaltung hat sich der Stadtsportverband von Anfang an stark gemacht. Der Erfolg, das Waldfreibad mit Bürgereinsatz weiter betreiben zu können, hat alle Mühen und Einsatz gelohnt.«
Siegfried Nötzel betonte, den Pakt des Sports auf allen Ebenen noch weiter auszubauen. »Wir müssen noch enger zusammenwirken, dann gibt es eine Menge zu aktivieren. Wir müssen es nur alle zusammen wollen!«Foto: Der neue und alte Vorstand des Stadtsportverbandes (v.l.) Siegfried Nötzel, Herbert Zahnhausen, Helmut Hafer, Jürgen Heimsath, Hartmut Schmidt, Thomas Mrozinski und Ulrich Riehe.

Artikel vom 27.04.2006