23.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein »tierischer« Traumberuf. . .

24 Stunden mit Tierärztin Christiane Jank aus Bad Lippspringe unterwegs

Von Mario Berger (Text und Fotos)
Bad Lippspringe(WV). Eine Tierärztin im Einsatz: Das WESTFÄLISCHE VOLKSBLATT begleitete in seiner Serie »24-Stunden« Christiane Jank bei ihrer Arbeit - der Heilbehandlung von Klein- und Nutztieren.

»Das ist mein Traumjob«, freut sich Christiane Jank, die seit drei Jahren in der tierärztlichen Praxis Heidt-Ahlers in Bad Lippspringe arbeitet. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit Sohn Bastian (4) geht es um neun Uhr in die Praxis - auf dem Plan steht die Operation einer Hündin, die abends zuvor vorbereitet wurde. In den Praxisräumen wird die Veterinärin auch schon von der besorgten Familie empfangen, die ihre an der Gebärmutter erkrankten Chihuahua-Hündin Stuppsi in die medizinische Obhut geben. »Wir operieren immer mit zwei Tierärzten - bei schwierigen Eingriffen auch zu Dritt«, informiert die 35-jährige Jank, die heute zusammen mit ihrer Kollegin Esther von Lom und Chefin Dr. Marianne Heidt-Ahlers die dreistündige OP vornimmt.
Nach dem Eingriff und einem Blutbildtest geht es dann auch schon weiter in Richtung Reiterhof. Einem Pferd müssen die Zähne wieder auf die normale Länge geschliffen werden - Pferdezähne werden zwar nicht von Karies befallen, wachsen jedoch. »Die Stute hat sich die Zunge und das Zahnfleisch verletzt. Vor lauter Schmerzen konnte es nicht mehr fressen«, berichtet die 35-Jährige, die das Tier mit einer Beruhigungsspritze und einem so genannten Maulgatter für die Behandlung vorbereitet. Nach der Zahnbehandlung ist es 13 Uhr und Zeit für eine Pause. »Meistens fahre ich nach Hause und mache mir ein Essen warm«, sagt Jank, die heute aber auf ihre Mahlzeit verzichten muss, am Handy meldet sich Tierarztheferin und Organisationstalent Christina Bee mit einem akuten Termin. Landwirt Bernhard Bussen sorgt sich um ein Kalb.
Kurz darauf rollt auch schon der Kastenwagen, ausgestattet mit einer Apotheke und Notfallinstrumenten für Großtiere, auf den Neuenbekener Bauernhof. Nach eingehender Untersuchung mit Stethoskop und Fieberthermometer diagnostiziert die Veterinärin eine fiebrige Erkältung und spritzt fiebersenkende Medikamente. »Landwirte sind Profis, wenn sie anrufen, erweist sich der Verdacht als begründet«, versichert Jank. Anders bei wenigen privaten Tierhaltern. »Vielfach fehlt es an Erfahrung mit den Tieren, die Besitzer sind schnell unsicher und rufen uns an«, erklärt die Ärztin, fügt aber hinzu: »lieber einmal mehr anrufen, als gar nicht.« Das gäbe es nämlich auch. Zurück in der Praxis kümmert sich Jank um einen schwierigen Fall: »Ich nehme mir vor der Sprechstunde immer Zeit für eine homöopatische Behandlung.« Ein Windhundmischling, der aus einem Tierheim stammt, frisst zu Hause die Tapeten von der Wand. Kaum in der Praxis, verkriecht er sich unter dem Behandlungstisch. »Zur Homöopatie gehört auch die Analyse der Verhaltensweise, um schließlich ein Mittel zu finden«, erklärt Jank, die vermutet, dass der Vierbeiner in der Vergangenheit von seinen Vorbesitzern misshandelt wurde. In der sich anschließenden Sprechstunde - von 16 bis 18 Uhr - stehen Impfungen, Blutabnahmen und Nagelschneiden auf dem Programm - heute musste die gesamte Belegschaft einen hysterisch gewordenen Hund bei der Maniküre festhalten.
Zwischendurch erkundigt sich die Tierärztin noch einmal nach Pferd und Kalb, zusätzlich muss alles im Computersystem domkumentiert werden. Eigentlich wäre ja Feierabend, aber die Tierärztin hat Notdienst, der mit anderen Praxen privat organisiert wird. Gerade hat Christiane Jank ihren Sohn ins Bett gebracht, da klingelt auch schon wieder das Mobiltelefon - ein Pony wälzt sich am Boden. Es ist 21 Uhr, als sie in Schlangen ankommt. Das Tier tritt nach seinem Bauch und ist schweißgebadet. Alle Symptome deuten darauf hin: Das Pony hat Koliken. Nach einer Tastuntersuchung des Darms wird dem Pferd noch ein krampflösendes Mittel gespritzt und eine Blutprobe genommen. Spät Abends geht zurück in die Paxis, wo das Blut im eigenen Labor analysiert wird. Es ist Mitternacht, als sich Jank noch einmal beim Ponybesitzer nach dem Befinden des Tieres erkundigt - der beruhigt sie, alles bestens. Mit einem guten Gefühl geht Christiane Jank ins Bett.

Artikel vom 23.05.2006