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Archäologisch bedeutsame Funde

15 Zentimeter langer Mammutzahn bei Grabungen entdeckt - Mittelalterliches Fest

Lübbecke / Petershagen (ök). Die Vermutung, dass es sich bei Teilflächen des inzwischen als Baugebiet ausgelegten Geländes »Auf dem Ufer« im Ortsteil Lahde der Stadt Petershagen möglicherweise um eine archäologisch bedeutsame »Fundgrube« handeln könnte, hat sich bestätigt.

Mit rund 22 Metern Länge und neun Metern Breite entdeckten die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe hier im vergangenen Jahr eines der größten mittelalterlichen Häuser Ostwestfalens. Dieses rund 800 Jahre alte Gebäude war - wie inzwischen zweifelsfrei feststeht - das Haupthaus eines Gehöftes, zu dem noch vier Grubenhäuser, ein Brunnen und etwa 20 Gruben gehörten. Teile eines weiteren großen Hauses wurden in diesen Wochen ebenfalls entdeckt. Sichtbar gewordene Bestätigung dafür, dass hier vom achten bis zum 13. Jahrhundert bereits Menschen gesiedelt und gelebt haben, lange vor der ersten urkundlichen Erwähnung Lahdes aus dem Jahre 1168. Eine auch für geschichtsinteressierte Lahder verblüffende Feststellung.
Die im vergangenen Jahr sorgfältig durchgeführten Freilegungen weiter Teile des Geländes, die wegen der schlechten Witterungsverhältnisse erst jetzt wieder fortgesetzt wurden, förderten inzwischen noch weitere archäologisch bedeutsame Funde zu Tage. Keramikgefäße, Kochgeschirre, Werkzeuge für die Lederverarbeitung und Tuchherstellung, sowie Kleinfunde wie Messer, Nadeln oder Pfeilspitzen komplettieren das Bild der Lebensgewohnheiten der einstigen Siedler in diesem Gebiet. Entdeckt wurde auch eine bronzene Scheibenfibel mit Kreuzmotiv, die dem 10./11. Jahrhundert zugeordnet und von den Archäologen als Hinweis einer frühen Christianisierung der Gegend gewertet wird.
Kuriosester Fund der Grabungen unter der Leitung von Dr. Werner Best vom Westfälischen Museum für Archäologie: ein 15 Zentimeter langer und 1,1 Kilogramm schwerer Mammutzahn. »Obwohl Mammuts in unserer Region,« wie Dr. Best im Pressegespräch erläuterte, »bereits vor 12000 Jahren ausgestorben sind, wurde er im mittelalterlichen Haus entdeckt. Vermutlich war der Zahn den Menschen aufgefallen, und sie haben ihn aufgehoben.«
In einer Sonderausstellung im Schulzentrum Lahde werden in der Zeit vom 7. bis 21 Mai die Funde aus dem Mittelalter der Öffentlichkeit vorgestellt. Begleitet wird die sehenswerte Ausstellung, die am 7. Mai - dem 24. Tag der archäologischen Denkmalpflege in Ostwestfalen-Lippe - von Bürgermeisterin Marianne Schmitz-Neuland um 11 Uhr eröffnet wird, von zahlreichen Vorträgen, die das Thema »Mittelalterliches Leben«, die Grabung »Auf dem Ufer«, die schriftlichen Überlieferungen von Lahde sowie die auch in Lahde gefundenen »Grubenhäuser« zum Inhalt haben.
Bereits am Sonnabend, dem 6. Mai, findet im Bereich der Meierhöfe und der evangelischen Kirche Lahde ein Mittelalterfest statt, auf dem Handwerks- und Waffentechniken jener Zeit möglichst originalgetreu nachgestellt werden sollen. Von 10 bis 17 Uhr werden so zum Beispiel ein Katapultgeschütz, eine Armbrust und Langbögen vorgeführt. Ein Schmied stellt Armbrustbolzen her, dünne Bleche werden zu Schmuck modelliert, das Spinnen und Tuchweben wird demonstriert und ein mittelalterliches Gericht aus einer Garküche und im Lehmofen gebackenes Brot sorgen für kulinarische Überraschungen.
»Bei all diesen Vorführungen wollen wir möglichst nahe an den wissenschaftlichen Erkenntnissen bleiben, auch was die Kleidung angeht«, so Lothar Terkowsky, Mitglied der vorführenden Gruppe »Experimentum« und Mitarbeiter des Westfälischen Museums für Achäologie. Veranstalter dieses Spektakels ist die Kulturgemeinschaft Lahde, deren anwesender Vertreter Dieter Boßerhoff über die anlässlich des Pressegespräches dargebotene kleine Vorführung auf dem Lahder Meierhof ebenso begeistert war, wie Bürgermeisterin Marianne Schmitz-Neuland, die die Grüße der Stadt Petershagen überbrachte und allen Beteiligten, namentlich auch den Sponsoren, der Sparkasse und der Volksbank, für die bisher geleistete Arbeit und Unterstützung »zur Vervollständigung des geschichtlichen Werdegangs des Ortsteiles Lahde« ausdrücklich dankte.

Artikel vom 26.04.2006