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Zunehmend Störstoffe in der Mülltonne

Abfallentsorgungsbetriebe klagen über Probleme bei der Entsorgung

Altkreis Lübbecke / Hille (WB). Die Gesellschaft zur Verwertung organischer Abfälle im Kreis Minden-Lübbecke mbH & Co. KG (GVoA) als Betreiber des Entsorgungszentrums Pohlsche Heide stellt eine Zunahme der Störstoffe sowohl in der Bio- wie auch in der Hausmülltonne fest.
Auf zu viel Störstoffe in der Mülltonne machen Anke Schiermeyer (li) und Cornelia Franke-Röthemeyer (Verbraucherzentrale) sowie Wilfried Buhe von der GVoA aufmerksam.Foto: WB
»Diese Störstoffe gefährden die Mitarbeiter und führen zu höheren Kosten der fachgerechten Entsorgung.«, erklärte GVoA-Geschäftsführer Burkart Schulte, der Bilanz zog aus dem inzwischen zehnjährigen Betrieb der Kompostanlage. Außerdem ist seit einem Jahr die Mechanisch-Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) in Betrieb.
Auf der einen Seite sei durch den Betrieb dieser Anlagen die Wiederverwertung von Abfallstoffen stark gesteigert worden, auf der anderen Seite führten einige Stoffe, die früher, als alles nur deponiert wurde, in der Restmülltonne kein Problem darstellten, jetzt aber zu erheblichen Problemen im Kompostwerk, bzw. in der MBA, so Schulte.
Während der Deponierung zätten viele Abfälle nicht gestört, bei der mechanischen Aufbereitung führten diese jedoch zu Störungen in der Anlage, deren Behebung sehr kostenintensiv sei.
Besonders herauszustellen seien drei Stoffgruppen:
lMassive Eisenteile oder große Steine, welche zum Brechen von Maschinenteilen führen können.
lGesundheitsgefährdende Chemikalien, die die Gesundheit unserer Mitarbeiter gefährden.
lBauschutt und Gipsplatten, die zum einen Maschinenbruch oder massive Staubentwicklung verursachen. Der hohe Schwefelgehalt in den Gipsplatten wird während der Vergärung in Schwefelwasserstoff umgewandelt, dieser muss aufwändig entfernt werden, um den Prozess nicht zu stören.
Im Kompostwerk nahm der Störstoffgehalt in den vergangenen Jahren kontinuierlich zu, hier wurde zunehmend Plastik entdeckt. Da der Biomüll noch per Hand sortiert wird, ist die Sortierleistung begrenzt. Mittlerweile ist der Störstoffgehalt so hoch, dass die manuelle Sortierung nicht mehr alle Störstoffe erfasst. Ist eine Anlieferung extrem verschmutzt, muss unter Umständen die komplette Ladung in die MBA gefahren und aufwändig behandelt werden.
Die GVoA-Gechäftsführung möchte die Bürger des Kreises Minden-Lübbecke auf die Probleme mit diesen Stoffen aufmerksam machen, um die Gefahren für Mensch und Maschine möglichst einzudämmen. Sie bittet daher die Bürger des Mühlenkreises, aktiv mitzuarbeiten. Die oben genannten Störstoffe führen zu hohen Kosten, die im Endeffekt den Geldbeutel des Bürgers belasten.
Die Störstoffe müssten aus den Mülltonnen draußen bleiben und separat entsorgt werden. Schrott und Bauschutt könnten direkt an den Wertstoffhöfen oder der Pohlschen Heide angeliefert werden und würden separat behandelt. Chemikalien und Flüssigkeiten seien entsprechend der Packungsbeilage zu entsorgen, bzw. können vom Bürger beim Schadstoffmobil abgegeben werden. Folien mit dem grünen Punkt gehören nicht in die Biotonne, sondern in den gelben Sack, sonstige Folien gehören in die Restmülltonne, führte Burkard Schulte aus. Die GVoA wird in der kommenden Zeit die Öffentlichkeitsarbeit mit Flyer, Zeitungsannoncen und durch Informationsveranstaltungen verstärken. Ansprechpartner sind Matthias Koch-Schulte (Telefon 05703/ 980245) oder Wilfried Buhre (Telefon 05703-3832).
Weiter berichtete Burkard Schulte über ein Projekt, das die GVoA gemeinsam mit der Firma Jenz in Friedewalde vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise zur Nutzung nachwachsender Energiepflanzen begonnen hat. Mit der Firma Jenz aus Petershagen-Friedewalde, die große Kompetenz für die Zerkleinerung von Holz durch ihr technisches Know-how einbringt, wird auf einer landwirtschaftlichen Fläche eine erste Demonstrationsanpflanzung vorgenommen. Wachstum, Pflanz-, Pflege- und Erntekosten einschließlich Vermarktung und Einsatz als Brennstoff sollen erprobt und dokumentiert werden.
Derartige Energiepflanzen werden bereits bei der Ernte stark zerkleinert. Damit sie lager- und transportfähig werden, müssen sie möglichst schnell getrocknet werden. Hierzu könnte die auf der Pohlschen Heide anfallende Abwärme genutzt werden.
Burkart Schulte wies darauf hin, dass verschiedene Sorten der Balsampappel besonders hohe Wuchsleistungen unter mitteleuropäischen Klimabedingungen aufweisen. Allerdings gibt es auch mit weiteren Biomassenpflanzen inzwischen sehr Erfolg versprechende Züchtungen mit einem hohen Energieertrag pro Fläche. So können pro Jahr und Hektar Holzmengen heranwachsen, deren Verbrennung rund 5000 Liter Heizöl ersparen.
Zur Düngung dieser Flächen sollen auch vergleichende Versuche mit dem von der GVOA erzeugten Kompost - der nach RAL-Gütezeichen geprüft und anerkannt ist - dokumentiert werden. Im Rahmen dieses Modellprojektes werden Verfahren für Anbau und Ernte der Pflanzungen vergleichend betrachtet. Hieraus sollen Nutzungsempfehlungen für die einheimischen Landwirte erstellt werden.
Es ist vorgesehen, auf Basis der 2006 erzielten Wachstumsraten im Frühjahr 2007 eine weitere Fläche von zehn Hektar zu bepflanzen. Mit dieser größeren Fläche soll die Wirtschaftlichkeit der Energiepflanzen beurteilt werden.

Artikel vom 26.04.2006